Und schon waren es nur noch 4… Am Sonntag stehen die Championship Games an und erneut sind die Buffalo Bills in der Divisional Round gescheitert. Auf die Bills schauen wir heute etwas genauer, genu wie natürlich auf die zwei Spiele am Wochenende. Wer wird in den Super Bowl einziehen? Es versprechen auf jeden Fall für den neutralen Zuschauer hochklassige Spiele zu werden.
Die Fragen beantworten heute Jonathan Groeneveld (@JonaGroe89) und Jessica Fehlhaber (@footballjessy).
Ab nächster Saison müssen die Bills Josh Allen bezahlen. Ist das Titelfenster erst einmal zu?
Jonathan Groeneveld: Also zu sicherlich nicht, aber es wird schwerer. Aktuell haben die Bills für die nächste Saison ein Cap Space von -8,5 Mio $ und es laufen noch einige wichtige Verträge, wie von Poyer und Edmunds, aus. Dazu haben die Playoffs durchaus Schwachstellen aufgezeigt, wie einen konstanten WR2 oder die Offense Line. Die Bills kommen jetzt in die nächste Stufe der Kaderplanung, wo sie um einen Top 5 Quarterback mit entsprechendem Gehalt, herum bauen müssen. Ich bin gespannt, wie sie das schaffen.
Ich möchte noch kurz auf Josh Allen eingehen, der mir in den Playoffs nicht wirklich gefallen hat. Ich weiß nicht, woran es lag. Die Playcalls waren teilweise wirklich kurios und die Frage ist: Liegt es an Allen oder am Offense Coordinator? Ich fand eine Szene zum Ende des dritten Viertels so bezeichnend, wo die Bills ein 3rd & 2 haben und Allen den tiefen Shot nimmt. Ergebnis war dann ein Punt und ich hab es einfach nicht verstanden. Natürlich möchte man den Gegner überraschen, aber statt auf konstante Drives zu setzen versucht Allen immer wieder Plays zu erzwingen. Auf die Entwicklung werde ich in der neuen Saison etwas genauer schauen.
Jessica Fehlhaber: Mit einem potentiellen Top 5 Quarterback ist das Fenster nie ganz geschlossen, aber der Kader war schon sehr stark auf die letzten beiden Jahre ausgelegt. Jetzt muss man die Qualität in der Breite erstmal wieder herunterfahren und möglichst passende Lösungen für die angesprochenen Problemstellen finden.
Auch Josh Allen muss jetzt einen weiteren Schritt machen. Nach einem super Start hatte er doch den ein oder anderen Durchhänger drinnen und da auch Fehler gemacht, die man eher bei Rookies erwartet. Die von Jonathan erwähnte Szene bei 3rd & 2 ist für mich das perfekte Symbol. Man will da einfach etwas erzwingen, obwohl es gar nicht nötig ist. Hol die zwei Yards, hol dir weitere Versuche, erzwing keine Big Plays um unnötig spektakulär zu wirken oder irgendein Zeichen zu setzen.
Auf jeden Fall werden die kommenden Jahre zur nächsten Bewährungsprobe für McDermott und Allen. Gerade hinsichtlich einer qualitativ wieder stärker werdenden AFC East.
Können die Jacksonville Jaguars ihren Aufwärtstrend in der nächsten Saison fortsetzen und ein Contender werden?
Jonathan Groeneveld: Contender ist mir etwas zu hoch gegriffen, aber erneut die Playoffs? Wieso nicht? Die Titans haben genug Baustellen und die Texans und Colts brauchen erstmal einen Quarterback. Daher sehe ich die Jaguars als klaren Favoriten auf die AFC South. Die Verpflichtung von Doug Pederson hat sich mehr als ausgezahlt, auch wenn die Jaguars ja erst andere Favoriten hatten… Pederson hat Lawrence und der Offense eine Baseline gegeben und das sieht man auch. Natürlich ist da noch eine Menge Potential nach oben, aber die Richtung stimmt.
Vor ein paar Tagen ist mir wieder bewusst geworden, dass die Jaguars zur neuen Saison ja Calvin Ridley bekommen. Damit hat Lawrence dann seinen Outside Receiver, der aktuell einfach fehlt. Damit hat die Offense gleich noch deutlich mehr Möglichkeiten. Die Zukunft der Jaguars sieht auf jeden Fall seit langer Zeit mal wieder gut aus und ich freu mich darauf diese Entwicklung weiter zu beobachten.
Jessica Fehlhaber: The sky is the limit! Okay, das ist vielleicht etwas hoch gegriffen, aber die Jaguars haben eine sehr gute Ausgangslage um sich in den kommenden Jahren als fester Teil der Playoffs zu etablieren. Macht Trevor Lawrence noch einen Sprung, reden wir auch hier um einen potentiellen Top 5 Quarterback mit dem vieles möglich ist. Die Divisionsrivalen garantieren zwar keinen jährlichen Divisionssieg, aber knüppelhart ist anders. Die Titans sind in Regression, die Texans stehen vor dem xten Neuanfang und die Colts sind Stand heute ein Trainwreck bei dem der HC weiterhin Jeff Saturday lauten könnte.
Das einzige was bei den Jaguars irgendwie so richtig stört ist der Christian Kirk Contract. Mit über 1000 Yards hat er mich zwar deutlich überrascht, aber die Vertragssumme bleibt übel. In den kommenden drei Jahren je über 20 Millionen Cap Hit. Da würde es nicht wundern, wenn man ihn nach der kommenden Saison los werden wollen würde. Für die Konstanz hilft es dann aber auch nicht, wenn sich dein Franchise QB jedes Jahr auf neue Receiver einstellen muss.
Wer setzt sich in den Championship Games durch?
Jonathan Groeneveld: In der NFC bin ich leicht bei den Eagles, weil ich die Offense einfach etwas stärker einschätze. Ich glaube die Eagles können konstanter punkten und das wird am Ende den Unterschied ausmachen. Die 49ers dürfen hier aber auf keinen Fall unterschätzt werden. Diese Defense ist einfach nur saustark und es macht echt Spaß beim zuschauen. Am Ende könnte auch einfach der eine Turnover mehr entscheiden. Der eine Fehler, den eins der beiden Teams zu viel macht. Ich bin hier aber bei 55:45 Eagles.
Bei den Chiefs gegen die Bengals bin ich hin- und hergerissen. Die Bengals haben mich gegen die Bills beeindruckt, weil sie einfach konstant auf gutem Niveau ihren Stiefel runtergespielt haben. Das war weder total spektakulär, noch aufregend, aber jeder der Spieler hat zu 100% seinen Job gemacht und seine Leistung gebracht. Das macht es für den Gegner maximal unangenehm, weil er sich einfach keinen Fehler erlauben kann. Bei den Chiefs wird sehr viel von Mahomes Gesundheit abhängen. Sein Spiel lebt davon, dass er ab und an mal ein paar Scrambles einstreuen kann. Das funktioniert mit einem kaputten Knöchel nicht. Dieser hat ihn gegen die Jaguars auch beim Werfen behindert. Wenn Mahomes nahe bei 100% ist, dann sehe ich die Chiefs als leichten Favoriten. Ansonsten sehe ich die Bengals vorne, wenn sie wieder so einen konstanten Football zeigen.
Jessica Fehlhaber: Mein Super Bowl Tipp vor den Playoffs lautete Bengals gegen Eagles und ich habe in den Playoffs nichts gesehen, was mich davon abrücken lassen sollte. Auch wenn ich enge Spiele erwarte. Bei 49ers und Eagles treffen zwei unglaublich komplette Mannschaften aufeinander, bei der Schwachstellen mit der Pinzette zu suchen sind. Da gilt weniger die Frage wer irgendwo schwach, sondern welches Team in bestimmten Punkten weniger stark ist.
Defensiv nehmen sich beide Mannschaften meiner Meinung nach nicht viel. Bei den 49ers ist da individuell der ein oder andere Spieler stärker, Philadelphia sehe ich dann in der Breite leicht vorne. Am Ende lässt mich die Offense leicht pro Eagles ausschlagen. Purdy hat tolle Waffen, aber die besitzt Hurts ebenfalls und wenn es dazu kommen sollte, dass einer der beiden QBs ausschlaggebend wird, erwarte ich Hurts dann doch etwas stabiler. Purdy hatte gegen Cowboys die ein oder andere Szene, die auch in die Hose hätte gehen können. Die Eagles müssen den 49ers den Lauf wegnehmen, da sie dort noch am anfälligsten sind. Können CMC, Mitchell & Co relativ frei laufen und die Uhr diktieren wird es für Philly schwer.
In der AFC wäre ich ohne die Mahomes-Sache bei ungefähr 50/50 gewesen. Die Chiefs sind in der Breite stärker, aber die Bengals sind für mich das, was man im Fußball gerne Turniermannschaft nennt. Im Vorfeld nicht immer stabil, aber wenn es drauf ankommt sitzt alles. Selbst die offensichtlichen Schwächen, wie die bestenfalls mittelmäßige O-Line, können durch die extrem geringe Zeitspanne von Snap bis zum Wurf (2,5 Sekunden) gekittet werden. Mit dem High Ankle Sprain von Mahomes wird aus 50/50 dann eher ein 60/40 oder 66/33 zu Gunsten der Bengals. Die Limitationen sind mit dieser Verletzung einfach offensichtlich und wer weiß ob das über ein komplettes Spiel überhaupt funktionieren kann.