1 Spieltag – 2 Autoren – 3 Fragen – Week 17

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So langsam geht die Regular Season auf die Zielgrade. 9 von 14 Tickets für die Playoffs sind schon vergeben und in der AFC und NFC South sieht alles nach einem Fotofinish für den Division Sieg aus. In der AFC South steht jetzt schon fest, dass es im letzten Spiel zwischen Jaguars und Titans um alles gehen wird.

Beim “Rennen” um den Nummer 1 Pick dürfen sich die Texans theoretisch keinen Sieg mehr erlauben, da ansonsten die Bears noch auf 1 rutschen könnten. Für diese wäre dies natürlich ein Traum, da sie diesen vermutlich teuer verkaufen könnten. Für die Texans auf der Suche nach ihrem Franchise Quarterback wäre dies ein Rückschlag.

Dazu gab es eine weitere Headcoachentlassung. Diesmal hat es Nathaniel Hackett bei den Denver Broncos erwischt. Wie geht es dort jetzt weiter? Unter anderem um diese Frage geht es heute mit Jessica Fehlhaber (@footballjessy) und Jonathan Groeneveld (@JonaGroe89).

Wer holt sich die letzten beiden oben genannten offenen Divisions?

Jonathan Groeneveld: Ich fände es super, wenn die Panthers die NFC South holen. Ich bleibe hier aber weiter bei den Bucs und glaube diese holen sich mit dem Sieg gegen die Panthers am nächsten Spieltag die Krone der NFC South. Die Panthers haben es aber selber in der Hand. Gewinnen Sie gegen die Bucs und Saints, dann sind sie in den Playoffs. Irgendwie wäre es auch typisch, wenn sie jetzt gegen die Bucs gewinnen, aber am letzten Spieltag gegen die Saints verlieren und die Bucs gewinnen und damit in die Playoffs einziehen.

In der AFC South bin ich mittlerweile eher bei den Jaguars. Die Jaguars haben die Titans im ersten Duell überzeugend besiegt und ich traue ihnen das noch einmal zu. Offensiv sind die Jaguars einfach mittlerweile richtig stark. Bei den Titans wird offensiv zu viel von Henry abhängen. Mehr als ein Sieg braucht es ja nicht um die Division zu gewinnen. Im Prinzip also schon das erste Playoff Spiel am letzten Spieltag. Da ich der Offensive der Jaguars mehr traue, bin ich hier bei Jacksonville.

Jessica Fehlhaber: In meinem Power Ranking nannte ich die Jaguars als eins der großen Aufsteiger-Teams der letzten Wochen und ich wüsste nicht, warum sie da jetzt nochmal einbrechen sollten. Trevor Lawrence hat einfach den erhofften Sprung gemacht und die Jaguars sind nicht gezwungen um ihn herum zu bauen. Bei den Titans sieht das anders aus und der Trend der letzten Wochen hängt da sicher auch in so manchem Kopf. Von der Problematik auf den Backup-QB setzen zu müssen, mal ganz abgesehen. Den Jaguars traue ich auch zu, dass sie in den Playoffs zumindest kompetativ spielen können.

Beim Vertreter der NFC South sehe ich das nicht. Ja, Playoffs sind ein Kapitel für sich, dennoch bin ich kurz davor den NFC South Vertreter als Freilos zu titulieren, denn egal wer es wird – die Fragezeichen sind massiv. Die Bucs konnten mit Ach und Krach in der Overtime die vermeintlich schlechteste NFL-Franchise niederringen. Die Panthers haben zumindest ein Team in guter Form geschlagen, welches ebenfalls Playoff-Aspirationen hat. Und in dem Fall ist die Story der Panthers doch viel schöner zu lesen als die der bräsigen Florida-Piraten um ihren greisen Kapitän, oder? Vom Ende der Liga, der frühen Trainerentlassung zu einem Playoff-Kandidaten. Mit einem Local Hero als Interimscoach und sogar nach Abgabe des deutlich talentiertesten Spieler im Kader…

Tua ist erneut im concussion protocol und sieht auch rein sportlich in den letzten Wochen nicht mehr so gut aus. Wie geht es bei den Dolphins weiter?

Jonathan Groeneveld: Tua hat klare Schwächen in seinem Spiel. Sobald er selber kreieren muss, bekommt er Probleme. Er hat zu Saisonbeginn das Scheme wirklich fehlerfrei umgesetzt und das schafft definitiv nicht jeder Quarterback. Er hat aber klare Grenzen und diese wurden ihm und dem Scheme in den letzten Wochen aufgezeigt, wie es so oft im Laufe einer Saison passiert. Je mehr Tape, desto eher können sich Gegner darauf einstellen und Lösungen finden. Ich sehe die Dolphins immer noch als gefährliches Team an, welches an einem guten Tag jedes Team schlagen kann und das kann ich nicht über so viele Teams sagen.

Rein sportlich würde ich nach dieser Saison nach einem Upgrade auf Quarterback Ausschau halten. Diese wachsen aber bekanntlich nicht auf Bäumen, insofern gehe ich davon aus, dass Tua in der nächsten Saison noch einmal eine Chance erhält. Ich habe bei ihm öfter das Gefühl, dass er seinen Read schon vor dem Snap weiß. Exemplarisch dafür war seine zweite Interception gegen die Packers, wo er vor dem Snap schon den Ball zu Mostert anbringen will und gar nicht auf die Defense reagiert. So kannst du in der NFL als Quarterback nicht spielen. Inwiefern hier eventuell die Gehirnerschütterung reingespielt hat, mag ich nicht beurteilen, aber ähnliche Beispiele lassen sich auch in den letzten Wochen finden.

Beim Thema Gehirnerschütterung bin ich vorsichtig. Ich bin kein Arzt und will daher nicht so viel spekulieren. Was ich mich frage: Wenn es wirklich der Aufschlag im zweiten Viertel war, warum hat Tua weitergespielt und keiner etwas gemerkt? Wie sinnvoll ist es Tua nach den Verletzungen dieser Saison im Kopfbereich dieses Jahr noch einmal einzusetzen?

Jessica Fehlhaber: Ich bin auch keine Medizinerin, aber Gehirnerschütterungen halte ich weiterhin für ein drastisch unterschätztes Problem – nicht nur im Football. Auch der Umgang mit selbigen, wenn vermeintlich unabhängige Ärzte da Entscheidungen treffen. Aber wie Unabhängig kann das letztlich sein? Die Franchises und die NFL wollen ihre Stars spielen sehen und sich dem entgegen zu stellen erfordert schon eine gewisse Courage.

Jedenfalls gibt es nun sehr viele Bedenken um Tua, denn selbst wenn es nur zwei Gehirnerschütterungen gewesen sein sollten – auch das ist eigentlich zu viel. Im Amateurbereich hatten wir damals eine Regel: Bei drei ist Schluss. Soll heißen, dass nach der dritten Gehirnerschütterung (der Karriere), Schluss ist und der Spieler von den Coaches nicht mehr eingesetzt wird. Alleine als Schutzmaßnahme, da betroffene Spieler das schwer entscheiden können. Ich selbst hatte keine, aber so einen Fall erlebt.

Bei Tua kommt ja noch dazu, dass da halt Unmengen Geld im Spiel sind. Auch – oder weil – er ja noch unter dem Rookievertrag spielt. Allerdings müssen die Dolphins da sicherlich nach einer Alternative Ausschau halten. Ich denke 2023 wird man weiter auf ihn bauen, wenn da kein großer (medizinisch bedingter) Knall kommt. Tua hat ja durchaus Anzeichen gezeigt nun noch ein Jahr mit ihm zu gehen. Einen lukrativen Free Agent zu bekommen dürfte nach den vielen kostspieligen Verpflichtungen auch eher schwer zu deckeln sein. Aber wenn der Draft an Tag 2 etwas her gibt?

Mit viel Hoffnungen in die Saison gestartet, jetzt wurde der HC entlassen. Welche Lösungen seht ihr für die Zukunft der Broncos?

Jonathan Groeneveld: Es tut echt weh Russell Wilson aktuell spielen zu sehen. Da fehlt einfach so viel und er wirkt wirklich teilweise hilflos. Eine Entlassung von Wilson wäre aus Cap-Sicht eine Vollkatastrophe. Für nächstes Jahr kann das kaum eine Option sein, höchstens nach der nächsten Saison, aber auch da würde es nur Sinn in einem kompletten Umbruch machen. Ob die neuen Owner das wirklich wollen? Ich sehe hier zwei Optionen für die Broncos, wenn es kein Umbruch werden soll.

Die erste Option wäre es ein Coachingteam aufzustellen, welches Wilson kennt. Exemplarisch wäre hier beispielsweise Dan Quinn von den Cowboys mit Brian Schottenheimer als Offensive Coordinator. Diese wissen auf was sie sich einlassen und wie sie eventuell noch etwas aus Wilson herausholen. Die Frage ist, wie schätzen diese die Situation ein? Wollen sie überhaupt noch einmal mit Wilson zusammenarbeiten und trauen sich zu Wilson wieder zurück in die Spur zu führen?

Option zwei wäre einen sehr starken Headcoach zu verpflichten, der komplett freie Hand hat. Hier fällt mir natürlich direkt der Name Sean Payton ein. Dieser kann sich sicher sein, dass er nicht nach einer schlechten Saison gefeuert wird. Er hat die Chance mit Wilson gemeinsam eine Offense zu kreieren, die mit ihm funktioniert. Klappt das nicht, dann ist er aber seinen Job nicht los, sondern bekommt die Chance für den Umbruch.

Die große Frage ist dabei natürlich, ob sich jemand den HC Posten in Denver antun wird? Vermutlich wird er in der Offseason einer der unattraktivsten Jobs sein, so ehrlich muss man sein. Für mich gibt es daher die beiden oben genannten Optionen oder halt wirklich einen Umbruch, wenn keiner sich die Situation mit Wilson zutraut, was ich durchaus verstehen könnte.

Jessica Fehlhaber: Es war halt alles verkorkst was die Broncos angefasst haben. Eine Offense mit diesem Namen darf niemals so unterirdische Leistungen aufs Parkett bringen. Wilson ist ein Schatten seiner selbst und bewiesene Receiver wie Jerry Jeudy und Courtland Sutton blieben ohne Impact. Die Entlassung von Hackett wurde eigentlich seit Wochen erwartet. Er und Wilson scheinen gänzlich unterschiedliche Vorstellungen zu haben, was natürlich generelle Fragen bezüglich beiden Verpflichtungen erzeugt.

Am Ende musste einer von beiden gehen und das konnte nur Hackett sein. Wilsons Vertrag macht ihn quasi unkündbar und Hackett wurde noch unter den alten Besitzern angestellt. Die heutigen Owner hatten keinerlei persönliches Investment in ihn.

Wie geht es nun weiter? Man wird nach Wilson richten müssen. Auf ihn hoffen. Es ist ja durchaus möglich, dass ein anderer Staff viel umkrempeln oder gewisse mentale Blockaden lösen kann. Man schaue nach Carolina, was es bewirken kann. Dazu ist das Front Office noch relativ frisch. GM Paton erst im zweiten Jahr, die Owner wie erwähnt neu. Und es ist halt eine Owner-Gruppe, viele Köche und so… Da käme es nicht überraschend, wenn man wie Jonathan schreibt Vertraute von Wilson ins Boot holt. Oder zumindest Personen, die sehr ähnliche Vorstellungen haben und diese schnell umsetzen können. Einen Neuaufbau anzugehen ergibt mit Wilson wenig Sinn.

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