1 Spieltag – 2 Autoren – 3 Fragen – Week 16

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Was ein Spieltag! Die NFL hat vergangenes Wochenende nicht gerade mit spannenden Spielverläufen gegeizt. Doch nicht nur das, auch im Playoff Picture gibt es mehr Klarheit. Nach den Eagles haben in der NFC die 49ers und die Vikings ihre Divisions geclincht. Auch die Cowboys sind sicher in den Playoffs dabei. In der AFC haben die Chiefs die AFC West ihre Division gewonnen und auch die Bills haben mindestens die Wildcard sicher.

Wir schauen heute zurück auf diesen verrückten Spieltag und beschäftigen uns auch weiter mit den Playoffs. Wir, das sind diese Woche Jonathan Groeneveld (@JonaGroe89) und Benedikt Jakobi (@BeniJakobi).

Was war euer Highlight des vergangenen Spieltags?

Jonathan Groeneveld: Wo soll ich da anfangen? Highlights gab es sicherlich genug am letzten Spieltag. Auf eine Aufzählung verzichte ich jetzt mal, damit Benedikt auch noch was hat. Ich glaube mein persönliches Highlight war die Aufholjagd der Vikings gegen die Colts. Ich bin krankheitsbedingt zur Halbzeit ins Bett und habe die zweite Halbzeit am nächsten Morgen im ReLive angeschaut. Hatte sogar schon überlegt, ob ich die überhaupt noch schaue, aber wollte sehen, ob es eine Reaktion der Vikings gibt. Das, was dann passierte kann man wohl als Reaktion bezeichnen.

Es ist echt faszinierend und zeigt auch wieder, wie geil die NFL ist. Jeder kann jeden schlagen und fast jedes Spiel ist drehbar. In der ersten Halbzeit waren die Vikings nicht auf dem Platz. Sowohl Offense, als auch Defense und Special Teams. Das war wirklich nicht schön anzuschauen. In Halbzeit zwei war dann alles da, dafür waren dann die Colts auf dem Platz nicht existent. Was hätte sicherlich ein spannenderes Spiel werden können, wenn beide Teams zeitgleich ihre Stärken gezeigt hätten. Aber spektakulärer? Das wohl nicht.

Benedikt Jakobi: Dann nehm’ ich das Finale des Raiders vs. Patriots Games. Die schiere Fassungslosigkeit, die die beteiligten Spieler in den Interviews nach dem Spiel gezeigt haben, sprachen wirklich Bände darüber, wie verrückt dieses Play selbst für die Profis war. Allgemein finde ich Lateral-Drills zu Ende eines Spiels sowieso immer recht absurd, da die Erfolgschancen so gering sind. Dass ein solches Play dann dermaßen schief geht, setzt dem Ganzen die Krone auf. Außerdem fängt noch Chandler Jones den Ball – der Spieler, der die Patriots nicht gerade im Besten verlassen hat.

Das Play war jedoch nicht nur verrückt anzuschauen. Es steht auch irgendwie für die Saison, beziehungsweise den Trend bei den Patriots. Das Team wirkt deutlich undisziplinierter als zu Bradys Zeiten. Verrückt, das über ein Bill Belichick Team zu sagen. Aber nicht nur Fouls, sondern auch Fehler scheinen sich bei den Patriots in den letzten Jahren zu häufen. Es scheint so, als hätte der massive Abgang von Personal und Coaches in den letzten Jahren einen Stand erreicht, den selbst Belichick nicht auffangen kann. Die Patriots stehen vor spannenden Zeiten, nicht nur auf, sondern auch neben dem Feld.

In der AFC wirken die Chiefs und die Bills einen Schritt voraus. In der NFC wirken die Teams enger beieineinander. Wen erwartet ihr im NFC Conference Final und wer gewinnt?

Jonathan Groeneveld: Für mich gibt es hier drei Favoriten auf den Gewinn der NFC, dann zwei Teams in Tier 2 und dann der Rest.

Die Favoriten sind für mich Eagles, 49ers und Cowboys. Alle 3 Teams sind für mich bislang am stabilsten aufgetreten, aber haben auch schon Schwächen gezeigt. Wenn ich mir alle 3 Teams so anschaue, dann komme ich am Ende immer wieder bei den 49ers als meine Nummer 1 raus. Es ist einfach unfassbar beeindruckend, wie diese Offense mit dem 3. QB (!!!) performt, der nichtmal NFL-Erfahrung hat. Dazu ist die Defense einfach unfassbar stark. Der QB ist aber natürlich auch die Gefahr. Niemand könnte es Purdy übel nehmen, wenn er dann auch mal ein schlechtes Game hat. In den Playoffs kann das aber das Aus bedeuten.

In Tier 2 habe ich die Vikings und die Lions. Die Vikings sind dieses Jahr einfach unfassbar gut in engen Spielen und das kann in den Playoffs am Ende ein Vorteil sein. Sie haben bewiesen, dass sie die Nerven haben, um auch schwierige Momente zu überstehen. Das Spiel gegen die Colts ist ja ein gutes Beispiel. So etwas kann in den Playoffs durchaus zu einem entscheidenden Vorteil werden. Dann habe ich hier noch die Lions, weil diese einfach aktuell in einem Rausch sind. Wenn die Defense die neue Stärke beibehalten kann, dann können sie gegen jedes Team der NFC in einem Spiel gewinnen. Aber erst einmal müssen sie die Playoffs erreichen.

Danach dann halt der Rest. Bucs sehe ich nicht, auch wenn ein Sieg in der Wild Card Round gegen die Cowboys wieder typisch wäre, aber ansonsten habe ich den Glauben verloren. Giants, Commanders, Seahawks, Panthers, Falcons… vielleicht könnten diese in einem Spiel überraschen, aber mehr auch nicht.

Benedikt Jakobi: Die Eagles sind hier die offensichtliche Antwort. Aber auch sie sind trotz bisher nur einer Niederlage kein perfektes Team. Sie hatten einen der schwächeren Schedules der Liga und hatten oft die komfortable Situation früh in Spielen in Führung zu gehen. Daher bin ich mir noch nicht so ganz sicher, wie sehr man den Eagles in einem potenziell engen Playoff-Game trauen kann. Neben den Eagles sehe ich die 49ers und die Cowboys am ehesten in Position einen Playoff Run hinzulegen. Die 49ers Defense scheint gerade erst zu peaken, während die Cowboys Defense verletzungsbedingt ein wenig nachzulassen scheint. Bei San Francisco ist natürlich entscheidend, wie Brock Purdy weiter performt. Seine ersten Einsätze waren beeindruckend, aber mit Nick Mullens haben wir das schon einmal gesehen und auch der hatte irgendwann einen Einbruch. Irgendwie glaube ich noch nicht so recht dran, dass Purdy diese Leistung über drei Playoff-Speile aufrecht erhält. In Summe sehe ich also die Eagles favorisiert, mit den 49ers und Cowboys gleichauff einen Schritt dahinter.

Als Außenseiter werfe ich außerdem noch die Lions in den Raum. Die Offense läuft gerade komplett heiß. Jared Goff spielt so fehlerfrei wie selten zuvor in seiner Karriere. Die Offensive Line und die Skill Player sind stark. Und die Defense, die in der ersten Saisonhälfte mit die schlechteste der Liga war, hat sich gesteigert. Die Lions haben noch bei weitem keine Top Defense, aber immerhin eine im unteren Mittelfeld, die ihnen nicht Spiele kostet. Ausgehend von den aktuellen Playoff-Wahrscheinlichkeiten gibt es noch drei weitere Teams. Den Giants, den Bucs, den Vikings traue ich in den Playoffs nicht sonderlich viel zu. Bei den Giants und den Bucs dürfte ich wenig Widerspruch bekommen. Die Vikings haben einen super Record und gerade das höchste NFL-Comeback hingelegt. Aber die Defense ist auf einem brutalen Abwärtstrend. Ich glaube nicht, dass diese Defense die Vikings in den Playoffs halten kann.

Die Titans (7-7) strugglen, die Jaguars (6-8) holen auf. Wer gewinnt die AFC South und was sagt ihr zu Trevor Lawrence’s Entwicklung?

Jonathan Groeneveld: Ich sehe die Jaguars hier durch die Ergebnisse vom Wochenende in einer guten Ausgangssituation. Sie spielen seit Wochen deutlich verbessert und müssen jetzt noch gegen die Jets, Texans und Titans. Sie haben also alles in der eigenen Hand. Die Titans sahen gegen die Chargers aber auch nicht so schlecht aus und sind einfach ein sehr unangenehmer Gegner. Ich vermute es wird hier am letzten Spieltag das entscheidende Duell geben. Win and In.

Die Entwicklung von Trevor Lawrence geht in die richtige Richtung. Wenn man sich nur die letzten 6 Spiele anschaut, dann ist das auf Elite QB Niveau. Mich freut diese Entwicklung sehr und sie zeigt auch erneut, dass junge Quarterbacks Zeit brauchen. Egal wie ready ein Spieler aussieht, gebt diesen Zeit sich in der NFL zurechtzufinden. Natürlich muss auch immer eine gewisse Entwicklung bzw. da Aufblitzen des Potentials zu sehen sein. Lawrence wurde ja schon von vielen abgeschrieben. Hier darf auch einfach nicht vergessen werden, dass Lawrence in seiner ersten NFL-Saison einen gewissen Urban Meyer als Head Coach hatte. Wohl einer der größten Fehlbesetzungen jemals und darunter wird auch Lawrence gelitten haben. Mit Doug Pederson ist den Jaguars ein hervorragender Coach in den Schoß gefallen. Ich bin auf die weitere Entwicklung der Jaguars und Lawrence sehr gespannt.

Benedikt Jakobi: Die Titans spielen kommende Woche gegen die Texans, möglicherweise eine willkommene Chance wieder in die Spur zu finden. Allerdings ist das auch kein Selbstläufer, die Texans haben immerhin die Chiefs in die Overtime gezwungen. Die Jaguars spielen gegen die Jets, die weiter ohne Mike White und mit Zach Wilson auflaufen werden, für mich ein Coinflip. Anschließend gehts für die Titans gegen die Cowboys, wo sie klarer Underdog sein sollten. Die Jaguars müssen dann gegen die Texans ran. In Week 18 kommt es zum direkten Aufeinandertreffen in Nashville. Für mich scheint es unrealistisch, dass die Titans bis dahin zwei Siege weg sind. Die Jaguars würden die Titans bei einem Sieg sweepen und den direkten Vergleich damit gewinnen.

Sollten die Jaguars also eins der nächsten beiden Spiele gewinnen, steht die Chance gut, dass sie nicht mehr als ein Spiel zurück sind und somit alles selbst in der Hand haben. Im direkten Duell würde ich aktuell auf die Jaguars setzen. Die Offense ist stark, Lawrence spielt gut und die Titans sind defensiv besonders gegen den Pass schwach. Das spielt den Jaguars in die Karten. Die Jaguars Defense ist weiterhin unbeständig, der Titans Offense fehlt aber meiner Ansicht nach die Firepower um selbst gegen eine nicht allzu gute Defense im Scoring mitzuhalten. Ich würde mein Geld aktuell also auf die Jaguars als Division Sieger setzen.

Nun zum bereits angesprochenen Lawrence. Über die gesamte Saison hat er die zehntbeste Grade unter allen Quarterbacks bei PFF. Das passt auch ungefähr zu dem, was man auf dem Platz sieht. Nachdem Lawrence die ersten Wochen noch Probleme und hässliche Interceptions hatte, sah er besonders in der zweiten Saisonhälfte stark aus. Er setzt Pedersons Offense um und kreiert darüber hinaus mit schwierigen Würfen echten Mehrwert für die Jaguars Offense. Jedes Spiel hat Lawrence Würfe drin, die nicht viele Quarterbacks machen. Darüber hinaus hat er auch immer wieder gute Plays am Boden.

Gesteht man Lawrence zu, dass seine Rookie-Saison unter Coach Urban Meyer nicht zählt, ist Lawrence schon extrem weit. Sein Pocket Verhalten ist außergewöhnlich gut. Ich glaube noch nicht wirklich daran, dass Lawrence in das Top-Tier der Quarterbacks um Patrick Mahomes und Josh Allen aufsteigt. Dafür sind diese Quarterbacks in allen Situationen zu außergewöhnlich und in allen Bereichen Lawrence einen Schritt voraus. Aber ich halte es für sehr gut möglich, dass wir eine lange Zeit von Lawrence als Top 10 Quarterback in der NFL sprechen.

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