Die Tradedeadline ist Geschichte und natürlich beschäftigt uns diese auch in dieser Ausgabe von “1-2-3”. Wer hat am letzten Tag noch einmal einen Move gemacht, der das Team deutlich verbessert und wo wurde zu viel bezahlt?
Neben der Tradedeadline beschäftigen sich Benedikt Jakobi (@BeniJakobi) und Jonathan Groeneveld (@JonaGroe89) auch noch um die NFC South, wo die Atlanta Falcons aktuell die Division anführen. Abschließend wird dann etwas genauer auf die Probleme der Bengals geschaut. Super Bowl Hangover oder steckt doch mehr dahinter?
Welche Trades zur Tradedeadline haben euch am besten gefallen? Welche eher nicht? Wo hättet ihr gerne noch einen Trade gesehen?
Jonathan Groeneveld: Puh, wo soll ich anfangen? Das war definitiv sehr ereignisreich und vermutlich könnte ich allein damit einen ganzen Artikel füllen. Ich fange mal hinten an, wo hätte ich mir gerne einen Trade gewünscht? Ich denke es ist kein Geheimnis, dass ich bei den Receivern der Baltimore Ravens sehr skeptisch bin und dort gerne Verstärkung gesehen hätte. Speziell jetzt nach dem Ausfall von Bateman. Ebenso haben die Packers nichts gemacht, was auch durchaus kritisch beäugt werden sollte.
Kommen wir aber zurück zu den Ravens und dem Trade von Roquan Smith, welcher für A.J. Klein, einen 2nd und einen 5th Round Pick 2023 von den Chicago Bears nach Baltimore ertradet wurde. Vorab muss ich sagen, dass ich Smith als Spieler sehr schätze und ihn mir auch sehr gut in der Ravens Defense vorstellen. Er besetzt damit eine Position, welche durchaus Verbesserungspotential hatte. Kommen wir jetzt zum aber…
Der Trade ist für einen Off Ball Linebacker teuer, auch wenn er einer der besten der Liga ist. Dazu kommt, dass der Vertrag nach dieser Saison ausläuft und Smith einen dicken Vertrag erwartet. Der Franchise Tag ist für Lamar Jackson reserviert, also ist das keine Option. Natürlich kann es auch sein, dass die Ravens Smith wieder gehen lassen und auf einen Compensatory Pick für 2024 hoffen, welcher bei der Größenordnung des Vertrages eventuell ein 3rd Rounder sein könnte. Sich darauf zu verlassen ist aber immer schwer. Wenn Smith jetzt das eine Puzzleteil für den Super Bowl Run wäre, dann würde ich das Risiko auch eingehen, aber dafür vertraue ich der Offense von Greg Roman nicht genug. Smith wird der Defense definitiv helfen und diese stärken, aber reicht das für mehr in dieser Saison? Ich bleibe da skeptisch.
Welcher Trade hat mir besonders gut gefallen? Der Trade von Bradley Chubb aus Sicht der Broncos. Chubb möchte vermutlich einen großen Vertrag, trotz seiner bisherigen Verletzungsanfälligkeit. Dazu haben die Broncos mit Gregory eine Nummer 1 im Pass Rush und dahinter junge Spieler, wie Bonitto, welche dadurch mehr Spielzeit bekommen. Dafür unter anderem einen 1st Round Pick 2023 zu bekommen, finde ich einen guten Deal.
Erwähnen muss ich auch noch Toney zu den Chiefs. Wenn Toney es irgendwie schafft fit zu bleiben, dann passt er perfekt in diese Offense und könnte explodieren. Ich bin gespannt, ob wir ihn und Moore auch zusammen auf dem Feld sehen.
Benedikt Jakobi: Ehrlicherweise habe ich zu keinem der Trades eine besonders starke Meinung. Ich finde alle Trades kann man mehr oder weniger unterschreiben, wie sie sind. Klar, manche scheinen etwas over- bzw. undervalued zu sein, aber keiner jetzt so krass, dass ich sie komplett kritisieren oder über alle Maßen loben würde.
Am besten gefallen haben mir am ehesten noch die Wide Receiver Trades Claypool zu den Bears und Ridley zu den Jaguars. Damit geben Teams ihren jungen Quarterbacks gute Waffen an die Hand, um sie fair zu evaluieren. Sie zeigen damit Priorität in der Fragestellung, ob ihr aktueller Quarterback auf Rookie Vertrag die langfristige Lösung ist. Dieses Vorgehen finde ich immer positiv. Klar, Claypool war teuer mit einem potenziellen Top 40 Pick. Ridley ist ein Risiko, da er lange nicht gespielt hat. Aber die Idee hinter den jeweiligen Trades finde ich definitiv richtig.
Am wenigsten gefallen hat mir der CMC-Trade. Und bitte versteht mich nicht falsch. Dieser Spieler in dieser Offense mit diesem Playcaller ist absolut elektrisierend. Und dass die 49ers sich in der schwachen NFC in der Lage sehen, in den Super Bowl einzuziehen ist, kann ich auch voll unterschreiben. Aber die Kosten (im Sinne der Picks) waren einfach zu hoch. Die 49ers haben durch den Lance Pick bereits ein Defizit im Draftkapital und das wird durch McCaffrey weiter verstärkt. Wenn es diese Saison mit dem Super Bowl nicht klappt, wird es in Zukunft immer schwieriger. Und sieht man sich in dieser Saison in der Lage im Super Bowl die Bills oder die Chiefs zu schlagen? Ich tendiere dazu, dass das mit Garoppolo nicht passieren wird und dass man das aus dem Super Bowl LIV gelernt haben sollte. Das und zusätzlich McCaffreys Verletzungsanfälligkeit machen den Trade zu kostspielig.
Welche Trades hätte ich gerne gesehen? Die NFC ist absolut offen. Daher finde ich, dass Teams in der NFC besonders aktiv hätten sein müssen. Die Eagles haben das beispielsweise mit Quinn gemacht. Auch die Vikings sehen eine Chance und holen sich mit Hockenson Verstärkung. Über CMC habe ich eben geschrieben. Auffällig ist hier, dass die Packers und die Bucs so inaktiv waren. Auch wenn sie schwach gestartet sind, sind beide Teams noch voll im Playoff-Rennen. Und bei beiden Teams strugglen die Offenses enorm. Beide Teams haben nicht mehr lange mit ihren alternden Top-Quarterbacks. Daher sollten beide eine gewisse Eile verspüren, ihr Titelfenster weit aufzustoßen, da es sich bald von selber schließen wird. Daher wundere ich mich, dass die Packers nichts auf Receiver und die Bucs nichts für die Offensive Line oder das Run Game insgesamt gemacht haben.
Die NFC South ist bisher sehr ausgeglichen. Kann hier ein anderes Teams als die Tampa Bay Buccaneers die Playoffs erreichen?
Jonathan Groeneveld: Ausschließen kann man es definitiv nicht, dafür spielen die Bucs aktuell einfach zu schwach. Der Schedule ist auch nicht ohne für die Bucs. Jetzt geht es gegen ebenfalls kriselnde Rams und danach zu den aktuell sehr starken Seahawks. Ein 3-7 Record zur Bye Week ist da nicht ausgeschlossen, auch wenn ich eher mit 4-6 rechne. Eventuell hilft die Bye Week dann um sich wieder zu fokussieren. Übermächtige Gegner warten danach nicht, so dass durchaus ein Run möglich wäre. Aktuell traue ich das den Bucs aber nicht zu.
Ich sehe hier die Falcons in einer durchaus guten Position, auch wenn der Sieg am Ende gegen die Panthers etwas glücklich war. Am Ende zählt aber nur der Sieg. Die Falcons haben vor ihrer Bye Week noch die Chargers, Panthers, Bears, Commanders und Steelers. Hier sind 4 Siege nicht so unwahrscheinlich und damit ständen die Falcons bei 8-5 und die Playoffs sind greifbar. Nach der Bye Week wird es mit den Saints, Ravens, Cardinals und Buccaneers aber nochmal etwas unangenehm. Aber je nach der Performance der anderen Teams könnte ja ein Sieg aus diesen 4 Spielen durchaus reichen, um die Division zu gewinnen.
Kommen wir zu den Saints. Ich setze nicht mehr auf die Saints, dazu haben sie mich zu oft enttäuscht. Natürlich kommt in dieser Saison einiges an Verletzungspech dazu, aber es fehlt einfach an Kadertiefe. Bis zur Bye Week warten hier noch die Ravens, Steelers, Rams, 49ers und Buccaneers. Irgendwie fehlt mir hier die Fantasie um viel mehr als 2 Siege zu sehen und dann ständen die Saints bei 5-8 und das holen sie dann nicht mehr auf.
Die Panthers klammere ich hier bewusst etwas aus, da ich diese als nicht stark genug einschätze um wirklich 8-9 Siege einzufahren. Zusammengefasst glaube ich, dass entweder die Falcons oder am Ende doch die Bucs die Division holen. Bei den Falcons wird es jetzt sehr auf die Spiele vor der Bye Week ankommen. Holen sie dort 4 Siege, dann ist alles drin. Ansonsten wird sich vermutlich irgendwann doch die Qualität der Bucs durchsetzen.
Benedikt Jakobi: Die Bucs sind für mich weiter der Favorit, da ihr Kader immer noch die größte Klasse in der Division aufweist. Auch wenn aktuell wenig klappt, traue ich den Bucs mit Brady immer zu, den Schalter umzulegen. Sollten die Bucs weiter schwächeln, sind die Saints für mich die erste Alternative, die Division zu gewinnen. Ihre Offensive um Dalton scheint sein Erfolgsrezept gefunden haben. Sie haben in den letzten fünf Spielen im Schnitt 29,6 Punkte gescored. Olave und Kamara sehen gut aus und ein fitter Thomas wird das Ceiling des Teams weiter erhöhen. Die Defense wirkt aktuell wie das Problem des Teams. Das ist ungewöhnlich, war die Defense in den letzten Jahren doch immer eine Stärke. Ich traue dem Team absolut zu sich defensiv zu steigern, denn die individuelle Klasse ist definitiv vorhanden.
Die Falcons sind besser als sie sein sollte, was ganz klar dafür spricht wie gut sie gecoacht sind. Aber ich glaube über die gesamte Saison gesehen, wird die fehlende Klasse im Kader sichtbar. Mariota ist kein Starting Quarterback und der Erfolg im Run Game ist nicht über eine ganze Saison durchzuhalten. Defensiv machen sie das meiste aus ihren Möglichkeiten, aber es fehlen neben A.J. Terrell Spieler, die den Unterschied machen. Ich glaube nicht, dass die Falcons in der restlichen Saison einbrechen, aber insgesamt werden nicht genug Siege für den Division Sieg rumkommen. Die Panthers gehören zu den schlechtesten Teams der Liga, da sehe ich keine Möglichkeit für den Sieg der Division.
Ja’Marr Chase fällt bei den Bengals aus und die Offense bekommt direkt Probleme. Wie geht es bei den Bengals weiter und wo liegen die Probleme?
Jonathan Groeneveld: Da wo sie letztes Jahr auch schon lagen. In der Struktur der Offense bzw. in der nicht vorhandenen Struktur. Die Bengals setzen sehr viel auf die individuelle Qualität der Spieler und gewinnen nicht durch das Scheme. Wenn die Teams es schaffen den Bengals die Big Plays wegzunehmen, dann haben sie einfach massive Probleme auf allen Ebenen. Ich denke das wird sich unter Zac Taylor auch nicht mehr ändern. Taylor ist ein Players Coach, was durchaus auch eine Stärke ist. Er wird aber keine Offense aufbauen können, die durch das Scheme gewinnt. Zumindest aktuell traue ich ihm diese Entwicklung nicht zu und da hat der Playoff Run letzte Saison glaube ich mittelfristig mehr Schaden angerichtet bei den Bengals. Dadurch wird am Stuhl von Taylor nicht gerüttelt werden und ich rechne auch nicht damit, dass er sich groß Hilfe ins Team holt.
Mit dem Ausfall von Chase wird es jetzt natürlich nicht einfacher. Die Wild Cards in der AFC werden eng umkämpft sein und bei dem Schedule der Ravens glaube ich nicht an einen Division Sieg. Am Ende würde es mich nicht wundern, wenn die Bengals die Playoffs verpassen.
Benedikt Jakobi: Ich stimme Jonathan in den meisten Punkten zu. Wobei ich es ehrlich gesagt gar nicht so sehr verstehe, warum Chase diesen großen Einfluss hat. Tee Higgins ist ebenfalls ein super Receiver und Tyler Boyd kann jede Menge Schaden aus dem Slot anrichten. Man sollte doch meinen, dass diese beiden Spieler kombiniert mit Joe Mixon und Hayden Hurst als Tight End genug Feuerkraft bieten, um die Offense am Laufen zu halten. Da spricht schon einiges dafür, dass das Coaching das Problem ist. Gute Schemes können zwar den Effekt einzelner Ausnahmespieler maximieren, aber sie müssen auch den Ausfall eben dieser Spieler minimieren können.
Ein weiteres Problem ist weiterhin die Offensive Line. In der Offseason dachte man, dass man mit Karras auf Center, Kappa auf Right Guard und Collins auf Right Tackle das Problem gefixt hätte. Das dachte ich ehrlicherweise auch und habe die Bengals für diese Moves sehr gelobt. Das Offensive Line Play hält dieses Versprechen jedoch noch nicht. Collins spielt nicht so gut wie bei den Cowboys und Left Tackle Williams hat sich dieses Jahr verschlechtert. Resultat ist eine Offensive Line, die weiterhin zu viel Druck auf Burrow zulässt. Der spielt zwar gut um dieses Problem herum, so wie letztes Jahr. Aber insgesamt ist die Schwäche weiterhin zu frappierend. Sie wird den Bengals wichtige Siege kosten.
Ich stimme Jonathans Prognose zu, dass es mit den Playoffs eng werden könnte. In der Division sehe ich die Ravens vorne und in der AFC sind Wildcards schwierig zu bekommen.
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