Jetzt hat es auch das letzte ungeschlagene Team in dieser Saison erwischt. Die Eagles verlieren das letzte Spiel des Spieltags gegen die Washington Commanders und das nicht unverdient. Die Eagles sollten aber trotzdem locker in die Playoffs kommen, da der Schedule recht einfach ist und die NFC zu schwach ist.
Die Bills sind nach ihrer Niederlage gegen die Vikings auf einmal nur noch Dritter in ihrer Division. Sind dort tatsächlich die Playoffs in Gefahr? Das wäre schon sehr unwahrscheinlich. Die AFC ist in der Breite zwar aktuell stärker, als die NFC, aber dazu müssten die Bills schon ordentlich ins Stolpern kommen.
Heute schauen Martin Brandtner(@BrandtnerMartin) und Jonathan Groeneveld (@JonaGroe89) unter anderem auf die Quarterbacksituation der Commanders und auf die Probleme der Denver Broncos.
Seit Taylor Heinicke bei den Commanders übernommen hat, stehen diese bei 3-1. Nun ist Carson Wentz wieder fit. Wer wird den Rest der Saison der Quarterback der Commanders sein?
Jonathan Groeneveld: Taylor Heinicke ist schon ein Phänomen. Das er aktuell so eine Konstanz zeigt, was nun wirklich nicht seine Stärke ist, ist beeindruckend. Er gibt quasi den Commanders das, was sie sich von Wentz erhofft haben. Big Plays. Teilweise ist es wirklich absurd, dass die Bälle ankommen. Beispielsweise der Wurf in Triple Coverage gegen die Vikings, wo der Referee noch unterstützt hat. Dieser Spielstil wird über kurz oder lang auch mal schief gehen, keine Frage, aber er macht Spaß. Heinicke erinnert mich sehr an Fitzpatrick, wie ich letztes Jahr schon geschrieben habe.
Ich muss sagen, dass es für mich aktuell keinen Grund gibt Wentz wieder spielen zu lassen. Ich hab den gesamten Move der Commanders auch nicht verstanden Wentz zu holen. Er ist nachweislich kein Top Quarterback. Bevor ich Wentz wieder spielen lasse, würde ich eher Sam Howell seine Chance geben. Wo stehen die Commanders denn? Sie haben eine riesige Baustelle auf Quarterback, die Heinicke und Wentz nicht schließen werden. Howell kann das aber vielleicht?
An Stelle der Commanders würde ich Howell sofort spielen lassen, aber das wird nicht passieren. Daher würde ich weiter Heinicke spielen lassen, so lange noch Chancen auf die Playoffs da sind und danach dann Howell die ersten Einsätze geben um zu schauen, ob es sich lohnt ihn weiterzuentwickeln und auf einen Quarterback im nächsten Draft zu verzichten.
Martin Brandtner: Ich muss zuerst mal sagen, ich bin kein Fan von Carson Wentz, war ich noch nie und werde ich vermutlich nie werden. Ich sehe hier die Commanders ähnliche wie die Colts, beide auf der Suche für eine Lösung auf QB und beide setzen nicht auf Rookie QB’s. Einen QB aus der Top Riege (Wilson, Brady, Stafford, Rodgers, …) bekommen sie nicht bzw. haben sie nicht bekommen. Beide gehen dann auf QB’s mit Erfahrung wo man die Stärken aber vor allem auch die Schwächen kennt. Man sollte eigentlich als guter Manager oder HC genau wissen was man hier bekommt bzw. was man erwarten kann.
Sowohl die Commanders wie auch die Colt’s sind meiner Meinung nach hier etwas realitätsfremd in die Trades gegangen.
Die Commanders sind voriges Saison mit Heinicke in die Saison gegangen und mit 7:10 aus der Saison gegangen. Playoffs waren weit weg. Warum man sich hier entschlossen hat nicht Heinicke gegen Wentz zu tauschen, entgeht für mich jeder Grundlage, es ist jetzt nicht eine wirkliches Upgrade. Mir haben einige Spiele von Heinicke gut gefallen, die auch er gewonnen hat. Es waren aber auch Spiele dabei, die er verloren hat. Vor allem sollte er nun das Gamebook und den Spielstil der Coaches schon und hätte vermutlich schon einen Schritt nach vorne gemacht – zumindest hätte ich es ihm zugetraut.
Ich habe auch das Gefühl, dass ein Terry McLaurin unter Heinicke besser funktioniert. Von seinen 737 Chating Yards hat er in den letzten Wochen 370 Yards von Heinicke gefangen.
Wie ihr seht gehe ich grundsätzlich mit Jonathan, ich bin auch der Meinung die nächsten 2 Spiele (@Houston, Falcons) sollte man mit Heinicke spielen und sehen was raus kommt. Wenn er dann, vor der Bye Week, die Giants noch schlägt, denke ich stellt sich dann die Frage nicht mehr.
Ansonsten wäre es auch echt interessant wie sich ein Howell in der NFL schlägt. Für mich könnte er schon eine längerfristige Lösung auf QB in der Hauptstadt sein.
Die Miami Dolphins führen die AFC East an. Sind die Dolphins ein Contender?
Jonathan Groeneveld: Die Offense der Dolphins kann jeden Gegner schlagen, daher gehören sie für mich in den erweiterten Favoritenkreis. Die Defense, besonders die Run Defense, macht da schon etwas mehr Sorgen. Wie beispielsweise Justin Fields die Dolphins am Boden dominiert hat, dürfte Sorgen bereiten. Dies kann in der AFC mit Quarterbacks wie Josh Allen und Lamar Jackson durchaus übel enden.
Die Offense der Dolphins macht aber einfach unfassbar Spaß. Waddle und Hill in Kombonation sind einfach nicht fair. Das Tempo der beiden ist schon atemberaubend und damit können Sie jeder Defense Probleme bereiten. Bei Tua sind auch positive Entwicklungen in seinem Quarterback Play erkennbar. Er spielt diese Offense wirklich gut, auch wenn ab und an noch unterworfene Bälle Probleme machen. Tua muss in dieser Offense die Spiele nicht alleine gewinnen und das kommt ihm sehr zu gute. So kann er weiter lernen und sich entwickeln. Spannend wird dann nur irgendwann die Frage nach einem neuen Vertrag.
Um auf die Ausgangsfrage zu kommen. Ich traue den Dolphins diese Saison alles zu. Wenn alle Rädchen ineinander greifen, dann ist ein Playoff Run durchaus machbar. Eventuell wird es auch etwas auf die Gegner ankommen, aber die Offense kann das Team definitiv tragen. Das hat sie diese Saison mehrfach bewiesen.
Martin Brandtner: Die Dolphins sind definitiv ein Gegner für “meine” Bills, vor allem haben sie die Schwäche der Bills optimal ausgenützt. Zu Beginn hat der “Motor” der Dolphins für mich noch etwas gestottert. Aber wie Jonathan schon richtig gesagt hat, die Offense hat sich gefunden und auch Tua hat sich stabilisiert. Die Schwächen aus dem Vorjahr sind heuer schon stark zur Stärke geworden. Hill und Waddle sind schon ein Wahnsinn. Hill ist die #1 (1148 Yards) bei den Receiving Yards, Waddle ist die #4 (878 Yards) bei den Receiving Yards. Dahinter ist aber nicht viel, sie haben 2026 Yards von den 2265 Yards, welche Tua geworfen hat, gefangen.
Interessant wird, was passiert wenn einer der beiden aus dem Spiel genommen werden kann. Beide aus dem Spiel nehmen, für ein ganzes Spiel wird nicht funktionieren. Aber die Dolphins haben ja schon 3 x verloren, da können die kommenden Gegner schon Lehren daraus ziehen.
Was für mich zu den Schwächen der Dolphins kommt. Was voriges Jahr noch gut war ist heuer nicht so gut – um es nett auszudrücken. Im Vorjahr lebten die Dolphins von der Defense und den Special Teams. Vor allem die Defense sieht für mich heuer nicht gut aus, was man auch bei den Stats sieht. Den eigenen 30 Touchdowns, stehen 29 gegnerische Touchdowns gegenüber. Die Dolphins ließen über 3500 Offense Yards zu, selbst haben sie 3915 Yards. Wie Jonathan schon richtig angesprochen hat, wenn der Gegner über ein gutes Laufspiel verfügt und über das sein Spiel aufbauen kann, dann haben die Dolphins ein Problem.
Und da komme ich noch zu einem Thema bei den Dolphins, durch Hill und Waddle, verfügen die Dolphins bisher über kein gutes Laufspiel. Wenn man ein solches hätte, könnte man Hill und Waddle noch besser ausnützen. Mostert hatte ein Spiel über 100 Yards, bei der Niederlage gegen die Jets, ansonsten kam er nie auf 80 Yards oder mehr. Mit Wilson könnten Sie hier jetzt einen weiteren Baustein gefunden haben, wenn er auf das Spiel gegen die Browns aufbauen kann. Dann hätte man eine weitere Stärke in der Offense und kann so die momentanen Schwächen der Defense auffangen.
Die Frage war ja eigentlich, sind die Dolphins ein Contender, ich muss ehrlich sagen, ich traue dem “Braten” noch nicht ganz und sehe sie “noch” nicht als Contender in der heurigen Saison aber die nächsten Saisons sollten sie die notwendige Erfahrung haben um ihr Ziel zu schaffen. Für mich hängt aber alles von Tua ab, kann er den nächsten Schritt machen. In die Playoffs kommen die Dolphins auf jeden Fall, doch dort werden sie es über die Divisional Playoffs nicht schaffen.
Nach der Bye Week verlieren die Denver Broncos erneut und die Offense sieht weiter schlecht aus. Wo liegen die Probleme der Broncos?
Jonathan Groeneveld: Wo soll ich anfangen? Ich glaube die Probleme der Broncos sind vielschichtig und es wäre nicht fair Russell Wilson die alleinige Schuld zu geben. Mittlerweile glaube ich auch nicht mehr an eine Lösung in dieser Saison und gehe auch stark vom einem neuen HC zur neuen Saison aus. Ich gehe davon aus, dass die neuen Owner Wilson einen erfahrenen Coach an die Seite stellen wollen. Vielleicht ist Frank Reich eine Option?
Nathaniel Hackett hat zu Beginn der Saison sehr schlechte Ingamentscheidungen getroffen und sich damit ins eigene Fleisch geschnitten. Dazu kommen die Verletzungen der Broncos. Tim Patrick hat sich bereits in der Vorbereitung verletzt und sollte eine wichtige Rolle in der Offense einnehmen. Dazu kommen Verletzungen in der Offense Line oder Javonte Williams. Jetzt ist Jeudy noch verletzt. Das macht es natürlich nicht einfacher, aber eine wirkliche Lösung hat Hackett bisher nicht gefunden. Die Offense sieht wirklich furchtbar aus und es liegt in seiner Verantwortung dies zu ändern. Bisher sehe ich davon nichts.
Hinzu kommt natürlich, dass Wilson aktuell wirklich nicht gut spielt. Die Tendenzen aus der letzten Zeit bei den Seahawks verfestigen sich weiter. Wilson hat aber nicht von einem Tag auf den anderen das Football spielen verlernt. Daher kommen wir wieder zurück zum Coaching. Die Offense muss sich strukturell an Wilson anpassen und seine Stärken hervorheben. Eine kurzfristige Lösung sehe ich hier leider nicht. Ich bin gespannt, wie die Broncos mit den Stärken und Schwächen von Wilson in Zukunft umgehen, denn die nächsten Jahre sind sie an ihn gebunden.
Martin Brandtner: Das Hauptproblem der Broncos sind aus meiner Sicht die Erwartungen der eigenen Owner und Front Office in das Team. Jeder dieser ging heuer von einem tiefen Playoff Run und event. dem Superbowleinzug aus. Viele von ihnen hielten Wilson als das fehlende Puzzlestück, so wie einst Peyton Manning. Doch Wilson ist kein Peyton Manning, und wie schon weiter oben bei den Commanders angeführt, sollte man wissen was man bei Wilson bekommt und was nicht. Ich denke die Spielphilosophie von Hackett und den Broncons passt so gar nicht zu dem Spielstil eines Wilsons und genau dort hat Wilson sein Problem, er tut sich extrem schwer sich einen anderen Spielstil an zu eignen. Dies sah man ja schon etwas im letzten Jahr bei den Seahawks. Die sehen für mich heuer, ohne Wilson, viel kompakter und ausgeglichener in der Offense aus und machen auch weniger Fehler.
Natürlich haben die Broncos auch Verletzungspech, aber es war ja immer die Rede von einem tiefen Kader. Jonathan hat die Verletzung von Jeudy angesprochen, ich stelle es etwas gegenüber, was hat Jeudy bisher erreicht? Ganze 449 Receiving Yards damit fast so viele wie bei 10 Spielen im Vorjahr, also hat er durch einen besseren Quarterback nicht viel mehr erreicht. Da trägt auch der Ausfall von Williams bei, was zu einem “Fast-“Ausfall des Rushing Games geführt hat. Gordon und Murray kommen da bei weiten nicht hin.
Die O-Line ist auch nicht wirklich eine starke Einheit, was 30 Sacks gegen Wilson zeigen. Bei Wilson ist es ja so, Fehler macht er nur, wenn er unter Druck steht. Natürlich ist es nicht nur Wilson alleine der das Problem der Broncos ist, aber er sollte die Broncos nach oben führen und dies schafft er im Moment nicht. Bei den Broncos ist es ein Zusammenspiel an allem, woran es scheitert. Spieler, Coaches, Front Office – jeder trägt seinen Teil dazu bei. Im Nachhinein muss man sagen, eigentlich hätte man es so kommen sehen können, neuer QB, neuer HC, jeder mit seiner Philosophie, das braucht eben Zeit – genau das, wovon man in der NFL immer weniger bekommt.
Die Broncos sollten diese Saison nutzen um sich einzuspielen und Verbesserungen von Spiel zu Spiel zu erzeugen. Hackett kann die restlichen Spiele zeigen ob er ein HC ist oder eben nur ein Top Assistent Coach. Heuer muss man nur schauen um vor den Raider zu bleiben, wie gesagt die restliche Zeit nutzen um nächste Jahr voll anzugreifen.