Wie schon in Week 5 versprochen, kommen wir nach den Enttäuschungen nun zu den positiven Überraschungen der Saison. Heute mit dabei Jessica Fehlhaber (@footballjessy), gemeinsam mit mir Martin Brandtner (@BrandtnerMartin). Sie ist Fan des bisher einzigen ungeschlagenem Teams, der Philadelphia Eagles, aus der einst als NFC “L”EAST verschrienen Division, die heuer extrem stark aussieht. Bin schon gespannt, wie stark diese dadurch in der heutigen Ausgabe unterkommt.
Im Big Apple herrscht wieder sowas wie Aufbruchsstimmung. Das New York Giants Football Team steht bei 5:1. Die New York Jets bei 4:2.
Was hat dich dabei am Meisten beeindruckt?
Wer schafft es von den beiden in die Play Offs?
Jessica Fehlhaber: Bei den Giants bin ich deutlich überraschter, 5 Siege hätte ich eher auf die komplette Saison erwartet. Aber Brian Daboll hat ein Rezept gefunden um mit einer äußerst limitierten Offense das maximale herauszuholen. Natürlich kommt da etwas Glück dazu, dass mit Saquon Barkley der einzige überdurchschnittliche Skill Position Spieler zu alter Form gefunden hat. Aber wenn man schaut, mit welchen Receivern Daniel Jones hantieren muss, ist das beachtlich.
Bei den Jets schrieb ich in meiner Saisonvorschau, dass sich die Franchise mit Robert Saleh auf dem richtigen Weg befindet, aber noch braucht. Offenbar ging es dann doch schneller als gedacht. Die Überraschung ist hier etwas geringer, da die Jets das deutlich größere Potential mitbringen. Zudem hatten die Saleh-Truppe auch gewisses Glück mit den gegnerischen QBs…
Ob es bei einem oder gar beiden für die Playoffs reicht? Den Jets wird vermutlich nur die Wild Card offen stehen, bei den Giants könnte das ebenfalls der Fall sein. Da kommen mit 2x Eagles, Cowboys und Vikings aber noch ein paar harte Aufgaben…
Was aber beide Teams eint: Eine klare QB-Lösung fehlt. Zach Wilson hat gegenüber 2021 keinen großen Sprung gemacht und limitiert seine Offense. Daniel Jones macht im Rahmen seiner Möglichkeiten aktuell wie erwähnt einen guten Job. Aber ein Spiel tragen sehe ich ihn nicht.
Martin Brandtner: Ich gehe hier gegen Jessica und sage ich bin wesentlich mehr von den Jets überrascht. Die Giants haben vorige Saison, mit den ganzen Randerscheinungen, schon nicht so schlecht ausgesehen, vor allem in der Defense. Die Leistung der Giants sind für mich trotzdem so nicht ganz zu erwarten gewesen, doch mit einem positivem Akzent habe ich hier schon gerechnet.
Bei den Jets bin ich bisher mehr als Überrascht. Sicherlich Robert Saleh ist kein Schlechter, aber im Vorjahr hat hier für mich schon einiges mehr gefehlt. Vor allem in der Defense haben sie einen extremen Schritt gemacht und Saleh seinen Spielstil bzw. seine Spielphilosophie schon besser in das Team integriert. Ich war und bin von Zach Wilson nicht überzeugt und es wird vermutlich lange brauchen bis ich das auch bin. Dadurch habe ich nicht mit so einem Record gerechnet. Vor allem schaffen es die Jets auch “mit Wilson” Spiele zu gewinnen. Ein schon starkes Laufspiel, Wilson wird aus meiner Sicht aber nicht die Lösung hinter Center sein. Für das Team selbst wäre es fast wichtig nicht zu viele Spiele zu gewinnen um eventuell ein Upgrade auf Quarterback zu bekommen. Dann wäre das Team schon gut aufgestellt für die Playoffs. Vor allem, da auf den Skillpositionen viele junge “günstige” Spieler sind.
In die Playoffs werden es aus meiner Sicht nur ein Team aus New York schaffen und das wird nicht die “Gang Green” sein. Ich gehe von 10 Siege der “G-Men” aus und damit den Playoffs. Dort können sie mit einem guten Tag und ihrer starken Defense fast jedem Team weh tun – siehe 49ers im Vorjahr, welche auch über eine starke Defense bis ins Championship Game gekommen sind.
Die sogennanten Übergangsquaterback sehen meist sehr komplett aus. Egal ob Marcus Mariota, Cooper Rush, Geno Smith oder mit Abstrichen auch Jacoby Brissett. Sollten Teams mehr auf solche “Game Manager” gesetzt werden. Auch Matt Ryan sah letzte Woche wieder ziemlich gut aus.
Jessica Fehlhaber: Gerade die Indianapolis Colts zeigen meiner Meinung nach gut auf, warum ein Franchise QB Gold wert sein kann. Wir befinden uns im vierten Jahr seit Andrew Lucks Rücktritt und in jedem Jahr haben die Colts einen anderen Übergangs-QB ins Rennen geschickt. Brissett war 2019 noch aus der Not geboren. Danach entschied man sich bewusst zu Phil Rivers, Carson Wentz und Matt Ryan – verzichtete darauf im Draft einen ernsthaften QB-Kandidat zu wählen. Das Titelfenster sollte mit aller Macht offen gehalten werden und was hat man erreicht? Nichts, man war nicht mal nah dran.
Teams müssen schon eine sehr starke Einheit bilden um einen schwächeren QB auszugleichen. Die Dallas Cowboys wurden in den ersten Wochen erkennbar von ihrer Defense durch die Spiele getragen. Die Offense hat mit Rush ein spürbares Punktelimit. In kritischen Situationen, wie gegen die Eagles, fehlt dann das, was ein Top 10 QB aus dem Hut ziehen kann.
Einzig Geno Smith sticht für mich so richtig raus, aber auch da traue ich dem Braten nicht, dass er eine langfristige Lösung werden kann.
Martin Brandtner: Ja liebe Jessy, ich gebe dir schon recht, ein Franchise QB ist mehr Gold wert als “Fort Knox”. Doch wie viele Elite Franchise QB’s sehen wir im Moment in der NFL. Josh Allen, Patrick Mahomes. Bei allen anderen sehe ich schon etwas Limitierungen. Joe Burrow, Justin Herbert und vielleicht noch Kyler Murray und Lamar Jackson – aber dann sind wir aus meiner Sicht schon fertig. Sicherlich DeShaun Watson wäre auch so ein Kandidat, doch hier steht die Frage ob und vor allem wie lange er Spielen wird bis wieder Vorwürfe kommen werden.
Und dahinter?
Viele QB in einer breiten Mitte. QB’s mit denen man Spiele gewinnen kann aber auch verlieren, QB die nicht alleine für den Sieg sorgen können.
Aber kommen wir zum eigentlichen Thema, ich sage manche Übergangs-Quarterbacks sind gar nicht so schlecht, wenn man auf ihre Umstände eingeht. Da du die Colts angesprochen hast, die QB’s der Colts, bis auf Wentz, sind für mich jetzt keine Übergangs-Quarterbacks sondern eher Veteran-Quarterbacks bzw. Quarterbacks die schon auf einem abfallendem Ast stehen. Ich muss ehrlich gestehen, ich gehe lieber mit einem Geno Smith oder Marcus Mariota als mit einem Matt Ryan. Matt Ryan hat sicherlich noch das eine oder andere gute Spiel im Tank aber aus meiner Sicht keine gesamte Saison mehr.
Wer hätte gedacht, dass die Seahawks bei 3:3 stehen mit Geno Smith “under Center”. Der bereits für 1502 Yards geworfen hat bei 9 Touchdowns und 2 Interceptions in einem Seahawksteam, wo es vor der Saison geheißen hat, die sind auf “Rebuild” aus. Mit seinem QB-Ratting von 108,2 ist er sogar vor Patrick Mahomes und an 4. Stelle (ich habe hier Bailey Zappe auch hineingerechnet).
Eines ist natürlich klar, diese so genannten Übergangs-Quarterbacks müssen Fehler vermeiden und das restliche Team muss es schaffen das Spiel zu gewinnen. Wenn das nicht gelingt, schaut es so aus wie am vergangenen Wochenende bei den Browns. Da konnte Brissett gar nichts machen. Wenn das Team Rundherum passt, kann man schon mal gerne mit einem solchen “Game Manger” gehen. Jedoch darf man sich dann nicht die Super Bowl erwarten. Playoffs sollten jedoch bei den richtigen Rahmenbedingungen schon mal drinnen sein.
Von welchen der bisherigen Teams bist du am meisten beeindruckt und warum hättest du so nicht damit gerechnet?
Jessica Fehlhaber: Wie erwähnt muss ich da die Giants hervorheben, da sie abgesehen von Barkley einfach keine herausragenden Skill Position Spieler haben. Als Eagles-Fan tendiert man dazu die Giants auf Grund der letzten Jahre etwas zu belächeln, ich glaube dieser Faktor spielt da auch etwas rein. Die Giants werden noch nicht so richtig ernst genommen und haben selbst nichts zu verlieren.
Ansonsten bin ich von den Vikings überrascht. Abgesehen vom Eagles-Spiel, als Minnesota wirklich sehr wenig zeigte, haben sie alle Spiele gewonnen. Unspektakulär, aber Erfolg ist Erfolg. Stand jetzt kommt auch nur noch ein Primetime Spiel, vor dem sich Kirk Cousins fürchten muss.
Martin Brandtner: Von den Seahawks habe ich ja schon genug geschwärmt, diese wären hier auch meine erste Wahl. Von einem weiteren Team bin ich aber schon etwas positiv angetan. Die Rede ist von den Vikings. Nein nicht von den Vienna Vikings, die heuer die ELF gewonnen haben sondern wirklich von den Minnesota Vikings. Den One Score Game Winners Vikings. Ich habe einige Vikings Fans in meinem Bekanntenkreis, die sich immer wieder Hoffnungen gemacht haben. Jedoch hat “ihr” Team es immer wieder geschafft die Saison doch irgendwie herzugeben. Die letzten beiden Saisons waren die Vikings mit Minusrecord rausgegangen. 2021: 8:9 – 2020: 7:9
In beide Saisonen wäre durchaus ein positiver Record und eventuelle Playoffs möglich gewesen. Vor allem letzte Saison. 6:8 lautete die Siegesbilanz bei One Score Games. Und da sehe ich heuer den größten Unterschied, die Vikings schaffen es diese enge Spiele heuer für sich zu entscheiden. Ihre Record bis Woche 6 lautet 5:1, 4 der 5 Siege waren dabei Siege mit einem Score Unterschied. Die einzige Niederlage war eine deutliche gegen die Philadelphia Eagles in Woche 2, ich denke das war noch zu früh für die Vikings. Was mich dabei am Meisten beeindruckt, ich habe noch keine Monstervorstellung von QB Kirk Cousins gesehen. Die Vikings schaffen es als Mannschaft diese enge Spiele zu gewinnen. Einziger Kritikpunkt dabei, bei einigen Spielen wäre diese Spannung eigentlich nicht mehr notwendig gewesen, sie machen sich dadurch das Leben oft zu schwer.
Wo sehe ich den größten Unterschied zu den letzten Jahren?
Die Antwort ist ganz einfach Mike Zimmer ist nicht mehr an Board. Ich sehe beim Coaching der Vikings schon einen guten Fortschritt, auf den man auf jeden Fall aufbauen kann. Die Packers straucheln in ihrer Division. So werden den Vikings die Playoffs nicht mehr zu nehmen sein und wer weiß, vielleicht ist dann auch die Zeit für die Eagles reif und die Vikings durchbrechen mal den sogenannten Vikings Kreislauf:

So das wars von meiner Seite als Host für diese 2 Wochen, wo Jonathan Groeneveld (@JonaGroe89) im wohlverdienten Urlaub war und die Spiele seiner Ravens zu verdauen hatte. Nächste Woche ist er wieder für euch da, also los her mit euren Fragen entweder hier unter dem Artikel oder über Twitter.
Es war mir eine Freude diese beiden Ausgaben für euch zu machen.
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