1 Spieltag – 2 Autoren – 3 Fragen – Week 8

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Aus dem Urlaub zurück geht es wieder in die neue Ausgabe von “1-2-3”. Durch die Zeitverschiebung konnte ich die 2 Wochen sogar noch deutlich mehr Football schauen, als sonst. Jetzt heißt es wieder, sich die Nächte um die Ohren zu schlagen oder am nächsten Tag nachzuschauen.

Wir sind jetzt bereits in Woche 8 und einige Teams, die vor der Saison zu den Contendern zählten, tun sich bisher wirklich schwer. Hierbei sind besonders drei Schwergewichte in der NFC zu nennen, aber das beleuchten wir später weiter. Dafür geht der Höhenflug der Giants weiter und sie können erneut gewinnen. Langsam aber sicher sieht das wieder nach Playoff Football in New York aus.

Neben mir (Jonathan Groeneveld – @JonaGroe89) ist heute auch wieder René Jaschko (@airjoTNDAC) mit am Start für drei frische Fragen zur NFL.

Die Colts wechseln ihren Starting Quarterback und benchen Matt Ryan. Sam Ehlinger ist neuer Quarterback in Indianapolis. Eure Meinung dazu?

Jonathan Groeneveld: Die Colts haben den Rücktritt von Andrew Luck nie verkraftet. Ich kann es nicht oft genug sagen, aber was dort in den letzten Jahren fabriziert wurde, ist teils echt abenteuerlich. Die Colts haben seit Jahren einen Kader, der durchaus etwas erreichen kann, aber keine Lösung auf Quarterback hat. Rivers, Wentz und jetzt Ryan reichen da einfach nicht aus und es fehlte mir hier an der gewissen Aggressivität, um das Problem auf Quarterback zu lösen. Langsam läuft den Verantwortlichen die Zeit davon, denn…

… der Owner Jim Irsay scheint langsam die Geduld verlieren. Er soll beim Quarterbackwechsel wohl auch seine Finger im Spiel haben. Sollte das wirklich so sein, dann sehe ich das sehr kritisch und vermute, dass Ballard und Reich nach der Saison weg sein werden.

Rein sportlich war mit Ryan einfach nicht mehr viel möglich, wie diese Saison deutlich wurde. Warum also jetzt nicht Ehlinger austesten, der in der Preseason gut ausgesehen hat? Zu verlieren haben die Verantwortlichen nicht mehr viel. Ob das jetzt die Lösung für die Colts ist und ihre Saison rettet? Ich habe meine Zweifel, aber es ist besser, als einfach so weiterzumachen.

René Jaschko: Die Colts geben gerade ein richtig schlechtes Bild ab. Insbesondere in der Offense stimmt aktuell so gar nichts. Dabei liegen die Probleme nicht alle beim Quarterback. Die immens teure Offensive Line spielt grauenhaft. In Kombination mit Taylors Verletzung kommt so natürlich auch das Running Game kaum in Schwung. Immerhin rangiert die Defense noch im Mittelfeld der Liga, was allerdings auch eine deutliche Verschlechterung zum Vorjahr darstellt.

Die Leistung der Mannschaft ist aber nur ein Detail auf diesem schlechten Bild. Denn auch der Weg, der die Colts an diesen Punkt geführt hat, ist nicht wirklich ruhmreich gewesen. Ich teile die Meinung meines Vorredners in dem Punkt nicht, dass die Colts bei der Quarterback Suche nicht aggressiv genug waren. Tatsächlich waren sie mir sogar zu aggressiv hinter der falschen Lösung her. Nach dem Rücktritt von Philipp Rivers hat man sich in Indianapolis noch in einem Titelfenster gesehen, dass man mit Carson Wentz nutzen wollte. Stattdessen währte diese Lösung nur eine Saison, nachdem die Colts, auch bedingt durch inkonstantes Quarterback-Play, die Playoffs verpassten. Das ganze Wentz-Intermezzo hat ihnen effektiv einen First Rounder gekostet und einen Third Rounder gebracht.

Im Gegensatz zum Wentz-Trade, der von Beginn an kritisiert wurde, fand die Verpflichtung von Matt Ryan bei den meisten Experten ein positives Echo. Ironischerweise hat Ryan in sieben Spielen schon mehr Interceptions geworfen als Wentz in der gesamten Vorsaison. Während sich anscheinend das Titelfenster schließt, steht man in Indianapolis vor einem großen Scherbenhaufen. Zu allem Überfluss schaltet sich jetzt auch noch der Owner Jim Irsay ins Geschehen ein, was selten ein gutes Zeichen ist.

Man muss den Colts zugute halten, dass sie sich Fehler eingestehen und neue Wege suchen. Neue Wege garantieren natürlich keine besseren Ergebnisse, geben dem Team aber die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln. Mit Blick auf die Zukunft ist es ein guter Schritt, dem jungen Quarterback im Team eine Chance zu geben. Allerdings bin ich mir nicht wirklich sicher, ob wir Matt Ryan nicht recht schnell wieder auf dem Feld sehen. Denn eigentlich müssten die Colts konsequent einen Rebuild einleiten. Ich kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, dass das die Intention des Owners war. Sobald sich aber herauskristallisiert, dass Ehlinger nicht die Lösung ist, könnte Irsay den erneuten QB-Wechsel verlangen. Für Colts-Fans könnte der Rest der Saison also noch durchaus turbulent werden.

Was ist der Plan bei den Patriots, wo während des Spiels Mac Jones durch Bailey Zappe ersetzt wird? Dauerhafter Quarterbackwechsel oder war Jones doch nicht fit?

Jonathan Groeneveld: Mac Jones war diese Saison bisher nicht gut. Der Wechsel soll angeblich so geplant gewesen sein, aber da stellt sich mir die Frage: Warum? Wenn Jones nicht fit ist, dann spiel weiter mit einem Zappe, der die letzten Spiele gut aussah. Ansonsten musst du deinem Starting Quarterback weiter spielen lassen. So schlecht war der Auftritt von Jones nicht.

Ich verstehe den Plan nicht so recht. Natürlich kann man darüber diskutieren, ob Jones die dauerhafte Lösung bei den Patriots werden kann oder ob das in einer Division mit den Bills einfach nicht ausreicht. Aber warum demontiere ich ihn so? Jetzt gibt es in New England eine große Quarterbackdiskussion. Behalt Jones noch ein Spiel auf der Bank, wenn er nicht fit ist, vertraue ihm weiter als Nummer 1 oder vollziehe den Wechsel zu Zappe. So bringt es weder Jones, noch Zappe etwas und die Patriots machen sich hier eine Baustelle auf, die vermeidbar gewesen wäre.

René Jaschko: Es ist ja nichts Neues, dass Bill Belichick und die Patriots alles auf ihre eigene Weise machen. Das hatte ich auch schon in meiner Season Preview thematisiert. So überraschte Belichick mit den Aussagen, dass für das Spiel gegen Chicago eine Quarterback-Rotation geplant war. Wenn die Bears nicht so deutlich in Führung gelegen hätten, wäre angeblich Mac Jones später wieder aufs Feld zurückgekehrt. So hat man ihn aber auf der Bank gelassen, um sein Fußgelenk noch etwas zu schonen.

Zwar ist die Rotation von Quarterbacks keine gänzlich neue Idee, wenn man zum Beispiel an Taysom Hill in New Orleans denkt. Allerdings ist diese Personalie selbst bei den Saints umstritten und hat sich auch nie zu einer dauerhaften Lösung entwickelt. Man kann Belichick eine gewisse Logik natürlich nicht absprechen. Auf vielen Positionen im Football ist eine Rotation normal, in vielen Fällen sogar nötig. Auf fast allen Ebenen der Defense und bei den Skill Positions in der Offense bekommen die Spieler regelmäßig ihre Pausen, um die Belastung für sie zu reduzieren. Aber auch, um durch den Wechsel von Formationen einen Match Up Vorteil zu generieren. Warum also nicht durch den Wechsel des Quarterbacks den Gegner auf den falschen Fuß erwischen? Ihn dazu zwingen, sich auf beide Möglichkeiten vorzubereiten?

Es gibt diverse Gründe, die dagegen sprechen. NFL-Offenses sind so abhängig vom Zusammenspiel und Timing, dass ein Quarterback-Wechsel während des Spiels eher für Probleme bei der eigenen Offense, als bei der gegnerischen Defense sorgen könnte. Außerdem sind Jones und Zappe so ähnliche Spielertypen, dass ein Wechsel überhaupt keine Vorteile bringt.

Am Ende war es womöglich nur Belichicks Versuch, seine Entscheidungen aus dem Bears-Spiel zu erklären, ohne eine große Quarterback-Diskussion zu eröffnen. Einen nicht hundertprozentig gesunden Mac Jones starten zu lassen, um ihn beim ersten Fehler wieder rauszunehmen, ist eine sehr fragwürdige Entscheidung. Entweder man gibt Jones noch eine weitere Woche Erholung oder man vertraut ihm genug. Belichick hatte jetzt das „Glück“, dass auch Zappe kein überragendes Spiel abgeliefert hat. Wenn der Rookie eine richtig gute Leistung gezeigt hätte, wäre man fast gezwungen gewesen, mit ihm als Starter in die nächsten Wochen so gehen. Ich bin gespannt, welchen Weg die Patriots jetzt einschlagen.

Drei NFC Schwergewichte (Buccaneers, Rams und Packers) haben aktuell keinen positiven Record. Schaffen alle drei es in die Playoffs?

Jonathan Groeneveld: Ich finde eine Prognose hier sehr schwer. Alle 3 Teams haben massive Probleme und in den letzten Wochen überraschende Niederlagen eingefahren.

Am positivsten finde ich hier noch die Rams, bei denen ich mir gut vorstellen kann, dass sie am Ende weiterhin die NFC West gewinnen. Die Cardinals, Seahawks und 49ers können sie hinter sich lassen, wenn sie mehr Konstanz zeigen. Keines der Teams hat bisher restlos überzeugt, insofern könnte es hier ein Kopf an Kopf Rennen geben. Falls sich zwei Teams durch die direkten Duelle etwas absetzen, wäre dann eventuell sogar noch eine Wild Card drin.

Die Buccaneers haben das Glück der schwachen Division. Ich traue aktuell weder den Falcons, noch den Saints und erst recht nicht den Panthers 9-10 Siege zu. Daher sind die Buccs für mich weiterhin der Favorit auf den Division Sieg und damit wären sie auch in den Playoffs. Viel mehr traue ich ihnen aktuell aber auch nicht wirklich zu, da die Baustelle in der O-Line zu massiven Limitierungen führt. Ich bezweifle, dass diese während der Saison so gefixt werden können und die Buccs auf einmal wieder ein Contender sind. Das bestätigen auch die hier verlinkten Aussagen der Verantwortlichen, die ja scheinbar keine Probleme sehen und auch keine Lösung suchen. Mehr als Phrasen gibt es hier nicht. Selten ein gutes Zeichen.

Bleiben noch die Packers übrig und da bin ich ehrlich gesagt ratlos. Die Offense ist aktuell einfach schlecht. Punkt. Ebenso ein Problem ist mittlerweile Aaron Rodgers und mit den Aussagen in der PatMcAfee Show tut er sich auch keinen gefallen. Das wird bei seinem Mitspielern nicht gut ankommen, wie er die Schuld bei seinen Teamkameraden sucht. Mit der Selbstkritik hatte es Rodgers ja aber auch noch nie. Inwiefern diese Aussagen jetzt helfen ist zweifehlhaft.

Die Defense ist eigentlich gut, schwächelt aber seit ein paar Wochen extrem. Dabei ist sie für mich hier das entscheidende Rädchen. Wenn die Defense wieder in die Spur findet, dann traue ich der Offense zu, dass sie die Spiele gewinnen können. Durch eine gute Defense wird der Druck auf die Offense automatisch weniger. Sie wird dieses Jahr nie so gut werden, dass sie die Spiele alleine gewinnen. Dazu ist dort zu viel Sand im Getriebe und es fehlt an Qualität. Aber mit einer starken Defense sind die Packers weiter ein gutes Team, welches Spiele gewinnen kann. Green Bay hat leider das Problem, dass die Vikings in der NFC North bislang sehr gut sind und daher vermutlich nur der Weg über die Wild Card bleibt. Dafür könnten aber 9-10 Siege reichen und das ist definitiv drin.

Für eine vernünftige Prognose muss ich noch mehr sehen. Fakt ist, dass alle Teams noch ihre Chancen haben. Die Rams und Buccs über die Division und die Packers eher über eine Wild Card. Ebenso ist es aber Fakt, dass sich alle 3 Teams nicht mehr viele Ausrutscher erlauben dürfen, da es sonst eng werden könnte. Am sichersten sehe ich am Ende die Buccs in den Playoffs, weil ich in der Division keinem anderem Team viele Siege zutraue. Aber lassen wir uns überraschen, diese Saison ist für viele Überraschungen gut. Würde es mich aktuell wundern, wenn alle 3 Teams die Playoffs verpassen? Nicht wirklich und hätte mir das jemand vor der Saison gesagt, dann hätte ich ihn ausgelacht. Wenn ich mir die Probleme so anschaue, dann finde ich fast die in Green Bay am gravierendsten, da ich dort Rodgers mittlerweile als Problem und nicht als Lösung empfinde. Seine Aussagen haben dort nicht geholfen. Als Quarterback musst du dein Team zusammenhalten und das macht er mit solchen Aussagen nicht.

René Jaschko: Die NFL ist in diesem Jahr eine solche Wundertüte, da könnte wirklich alles passieren. Die Rams und Buccs spielen in sehr ausgeglichenen Divisionen, wodurch sie lange im Playoff-Rennen bleiben sollten. Insbesondere Tampa Bay muss in der schlechten NFC South nicht mal wirklich gut spielen, um die Division zu gewinnen und das Playoff-Ticket zu lösen. Den Rams traue ich durchaus zu, während der Saison schematische Lösungen für ihr O-Line Problem zu finden und sich am Ende über den Divisionssieg oder die Wild Card zu qualifizieren.

Bei den Packers bin ich mir da aktuell eher nicht so sicher, auch wenn ich immer noch Zweifel an dem dauerhaften Erfolg der Vikings habe. Immerhin beträgt der Rückstand von Green Bay auf Minnesota bereits 2,5 Spiele. Und die Leistungen der Packers zuletzt geben einem überhaupt keine Hoffnung auf Besserung. Falls nicht doch noch ein Receiver wie Brandin Cooks per Trade geholt wird, werden sich die offensiven Probleme kaum schnell lösen lassen. Die Defense hat zumindest das Potential, das Team zu tragen, muss dafür aber schnellstens in die Spur finden.

Den Packers könnte in die Hände spielen, dass die NFC in diesem Jahr generell eher schlecht unterwegs ist. Aktuell haben nur fünf Teams einen positiven Record und die letzte Wild Card würde an die Rams gehen, die genau bei .500 stehen. Die Packers liegen da nur knapp dahinter und könnten mit einer heißlaufenden Defense auch schnell wieder in die Playoff-Ränge klettern. Die Chancen sind also da, dass es alle drei Teams in die Postseason schaffen.

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