Week 1 ist Geschichte und es ist wieder die Zeit der Overreactions. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass nach dem ersten Spieltag zwar durchaus Tendenzen erkennbar sind, aber gewisse Dinge auch nicht überbewertet werden dürfen. Der eine oder andere Take aus der Offseason hat sich aber sicherlich schon einmal leicht bestätigt.
In dieser Ausgabe schauen Jessica Fehlhaber (@footballjessy) und Jonathan Groeneveld (@JonaGroe89) auf 3 Fragen zu Spieltag 2. Jessica ist neu in der “1-2-3” Crew und wird sich regelmäßig mit ihren Einschätzungen einbringen. Aber schauen wir jetzt auf auf die 3 Fragen zur Week 2 und den anstehenden Spielen.
Bengals und Cowboys haben beide am ersten Spieltag verloren und treffen jetzt aufeinander. Wer gewinnt und wer macht den Fehlstart perfekt?
Jessica Fehlhaber: Auch wenn Micah Parsons der neuen Bengals-Offense einige Kopfschmerzen bereiten sollte, wäre es überraschend, wenn die Cowboys als Sieger vom Feld gehen. Der Ausfall von Dak Prescott macht eine gegenüber 2021 eh qualitativ schwächere Offense noch vorhersehbarer. Cooper Rush konnte bei seinem bisher einzigen Start zwar einen Sieg holen, aber das war vergangene Saison in wie erwähnt besseren Umständen. Nun muss man gegen die Bengals Defense ran, welche bei der Niederlage gegen die Steelers nicht das Problem war. Pittsburgh schaffte im Lauf nur 3.4 Yards pro Versuch. Wenn Dallas die Punkte daheim behalten will, muss das Laufspiel mit Elliott und Pollard vom Spielbeginn an funktionieren. Aber das sehe ich nicht. Letztlich haben sich Burrow & Co nach einer schrecklichen ersten Hälfte gegen die Steelers etwas gefangen und zwei Chancen auf den Sieg vergeben.
Der Druck liegt vor allem auf den Bengals. Ein 0-2 könnte für einige Unruhe sorgen, gerade wenn die Divisionskonkurrenz erfolgreich ist. Dallas wird den Sieg natürlich auch wollen. Vielfach wurde ihre Saison mit der Verletzung von Prescott für beendet erklärt, aber das sehe ich nicht. Die Schwächung ist wie erwähnt gewaltig, aber Prescott könnte nach der Bye Week Mitte November zurück sein und bis dahin haben die Cowboys mit den Giants, Commanders, Bears und Lions Gegner, die man auch angeschlagen besiegen kann. Gegen die Bengals sehe ich das aber nicht, da wird Cincinnati den Fehlstart vermeiden.
Jonathan Groeneveld: Ich bin da ganz bei Jessy. Durch die Verletzung von Prescott sehe ich hier auch die Bengals vorne. Im Endeffekt hat sich aber an Spieltag 1 meine Meinung zu beiden Teams bestätigt.
Bei den Cowboys ist es durch die Verletzung von Prescott wirklich bitter gelaufen. Ich bin gespannt, ob die Cowboys hier noch etwas machen und eventuell noch einen anderen Back Up holen. Das wird aber auch davon abhängen, wie sich Cooper Rush im ersten Spiel macht und ob sich irgendwo eine Möglichkeit ergibt. Die Free Agents geben in jedem Fall nicht mehr so viel her. Im Endeffekt sehe ich die Cowboys dieses Jahr aber nicht in den Playoffs, wie ich ja bereits letzte Woche geschrieben habe. Daran hat auch das erste Spiel nichts geändert.
Bei den Bengals bleibe ich auch weiterhin etwas skeptisch. Ich möchte Ihnen nicht die Leistungen der letzten Saison absprechen. Wenn man im Super Bowl landet, dann ist das auch verdient und die Playoffs waren stark. Das macht das Team aber nicht direkt zu einem Contender. Ich sehe weiterhin Zac Taylor und sein Playcalling kritisch. Nicht immer werden die Spieler durch ihre individuelle Qualität dominieren können und dann kommt es eben auf die Offense Struktur an. Genau diese fehlt mir aber bei den Bengals. Das wird gegen die Cowboys vermutlich reißen, aber könnte im Laufe der Saison zum Problem werden.
Mit den Vikings und den Eagles treffen zum Abschluss des Spieltages zwei ambitionierte Teams aufeinander, die beide mit einem Sieg gestartet sind. Wer kann sich im direkten Duell durchsetzen und seine Ambitionen weiter unterstreichen?
Jessica Fehlhaber: Als Fan der Eagles denkt man bei diesem Matchup automatisch an das NFC Finale im Januar 2018, als Nick Foles erstmals über sich hinaus wuchs und die damals noch von Case Keenum angeführte Drachenboot aus Minnesota im Delaware River versenkte. Aber das ist Geschichte, die letzten beiden Duelle endeten zu Gunsten der Vikings. Der Erfolg von Minnesota war natürlich die größere Überraschung. Von Beginn an hat man Green Bay offensiv dominiert und defensiv Aaron Rodgers jeden Spaß an diesem Abend genommen. Auch wenn das ein oder andere Quentchen Glück dabei war, siehe die Watson Szene. Wäre dieser Pass in einem Touchdown geendet, hätte das Spiel vielleicht eine andere Wendung genommen, gerade mit einem durchaus stimmungsanfälligen Rodgers.
Bei den Eagles war es ein klarer Pflichtsieg, der am Ende aber doch harte Arbeit war. Die Eagles O-Line hatte noch ein wenig Sand im Getriebe und Defensiv war man weit von der erhofften Steigerung entfernt. Der Pass Rush, welcher vor allem durch Haason Reddick ganz neu gestaltet werden soll, verpuffte an der starken Lions-Line. Auch in der Run Defense sah man oft hilflos gegen D’Andre Swift aus.
Positiv war die Offense. Mit 216 Yards war die Laufmaschine der Eagles am rotieren und gleich vier verschiedene Spieler konnten einen Ball in die Endzone laufen. Jalen Hurts, Kenneth Gainwell, Boston Scott und tatsächlich auch Miles Sanders. Für ihn war es der erste Touchdown seit dem 27.12.2020, kein Scherz. Dazu feierte AJ Brown einen starken Einstand im Eagles-Jersey. Er blieb zwar ohne Touchdown, sammelte aber 155 Yards und zeigte sofort, dass er der Elite-Receiver sein kann, den man in Philadelphia schon seit Ewigkeiten sucht.
Favorit sind sicher die Eagles, zumal es ein Heimspiel ist. Mit dem Laufspiel werden die Vikings Probleme haben. Wichtig wäre daher den Start nicht zu verpennen, keinem Rückstand hinterher zu laufen. Mit Justin Jefferson haben auch die Vikings einen Receiver von höchstem Kaliber den auch ein Top Cornerback wie Darius Slay nicht dauerhaft kontrollieren können wird. Aber die Eagles haben dieses Jahr klare Ambitionen und sollten dieses (hoffentlich) mit einem zweiten Sieg untermauern.
Jonathan Groeneveld: Ich sehe beide Teams dieses Jahr in den Playoffs und beide konnten es mehr oder weniger am ersten Spieltag bestätigen. Die Eagles hatten mit den Lions einen sehr unangenehmen Gegner, der vielen Teams in diesem Jahr (wie auch schon im letzten) Probleme machen wird. Trotzdem haben sich die Eagles durchgesetzt, andere Teams wären hier vielleicht direkt am ersten Spieltag gescheitert. Durch die Verletzung von Prescott sind die Eagles jetzt klarer Favorit in ihrer Division.
Die Vikings konnten die Packers ärgern und haben gezeigt, dass einiges an Potential im Team steckt. Es würde mich wirklich freuen, wenn die Vikings wieder etwas relevanter werden. Gegen die Packers sah vieles schon recht gut aus und ich bin gespannt, wie es sich in dieser Saison weiterentwickelt.
Ich sehe hier ein Spiel, welches ziemlich auf Augenhöhe stattfindet. Am Ende könnte sicherlich der Heimvorteil den Ausschlag für die Eagles geben, wie Jessy schon angedeutet hat. Sicher bin ich mir da aber wirklich nicht. Entscheidend wird das Duell der Vikings Offense gegen die Defense der Eagles sein. Wenn die Eagles es schaffen Jefferson und das Laufspiel zumindest teilweise einzuschränken, dann wird die eigene Offense den Sieg in Philly halten. Im Endeffekt sehe ich die Eagles auch leicht vorne. Ich tippe daher 30:24 für die Eagles.
Am ersten Spieltag gab es bereits ein paar Überraschungen. Welches Team kann in Week 2 für eine Überraschung sorgen?
Jessica Fehlhaber: Wäre ein Sieg der Saints gegen Tampa Bay wirklich eine Überraschung? Klar, die Bucs sind der große NFC Contender, aber in den letzten Jahren gab es da so manches geradezu absurd schlechtes Spiel von Tampas Offense. So wie der 9-0 Erfolg der Saints in Tampa vergangenen Dezember. Oder das 38-3 Gemetzel im November 2021.
Eine denkbare Überraschung wäre ein Erfolg der Jaguars über die Colts. An das desaströse letzte Spiel der vergangenen Saison wird sich jeder Colts-Fan noch schmerzhaft erinnern, als man eine fast sichere Playoff-Qualifikation gegen das schlechteste Team der Saison weggeworfen hatte. Überhaupt ist Jacksonville für die Colts ein absolut unangenehmer Ort, seit 2014 gab es sieben Niederlagen am Stück. Überhaupt tun sich Indy gegen die Jaguars gerne mal richtig schwer. In zwei der letzten 10 Begegnungen blieb man punktlos, den absurden 6-0 Sieg der Jaguars 2018 hat sicher auch so mancher NFL-Fan noch im Hinterkopf. Ich denke die Jaguars können ihre Serie fortsetzen, während bei den Colts schon in Woche 2 der Baum brennt. Früher als sonst.
Jonathan Groeneveld: Ich werde mich hier zwei anderen Begegnungen von Week 2 widmen. Kann mir aber beide Überraschungen von Jessy durchaus vorstellen.
Einmal spielen die Ravens gegen die Dolphins und letztes Jahr hat die Dolphins Defense die Ravens vor gewaltige Probleme gestellt. Ich hoffe Greg Roman hat sich diesmal etwas überlegt, wie er das Cover Zero Scheme der Dolphins bestrafen kann, falls sie wieder ähnlich spielen. Ansonsten würde es mich aber nicht total überraschen, wenn die Dolphins hier eine Chance haben, auch wenn der letzte Sieg bei den Ravens schon lange her ist. Ich sehe die Ravens trotzdem als leichten Favoriten.
Dann sind quotentechnisch die Cardinals Außenseiter bei den Raiders. Bei den Cardinals hat an Spieltag 1 noch nicht alles geklappt, aber die Chiefs waren auch gut. Beide Teams haben Playoff Ambitionen und ich sehe beide Teams in etwa auf einem Niveau. Hier könnten wirklich Kleinigkeiten entscheiden. Ein Sieg ist für beide Teams Pflicht, da es sonst schon nach 2 Spielen ungemütlich werden könnte. Beide brauchen den Sieg und ich sehe die Cardinals hier sogar etwas vorne.
Zwei krasse Außenseiter möchte ich noch nennen, denen ich beiden zutraue den Favoriten zu ärgern. Sowohl die Seahakws(spielen bei den 49ers), als auch die Texans (spielen bei den Broncos) haben bereits gezeigt, dass sie diese Saison überraschen können. Die Gegner haben sich am ersten Spieltag nicht grade mit Ruhm bekleckert. Insofern sehe ich sie nicht komplett chancenlos, auch wenn sie die Außenseiter sind.
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