In jedem Team gab es sie: Gewinner und Verlierer. Manche offensichtlich, andere sieht man vielleicht erst auf den zweiten Blick. Das Lead Blogger-Team wird aus jeder Franchise jeweils einen von ihnen würdigen bzw. kritisieren. Was lief gut, was lief falsch?
Im ersten Rutsch folgen unsere Einschätzungen zu den Arizona Cardinals, Atlanta Falcons, Carolina Panthers, Dallas Cowboys, Green Bay Packers, Minnesota Vikings, New England Patriots, New York Jets, Philadelphia Eagles, San Francisco 49ers, Seattle Seahawks und dem Washington Football Team.

Gewinner: Haason Reddick
Hier könnte DeAndre Hopkins stehen, denn er hat a) eine gute Saison gespielt und ist b) nicht mehr bei den Texans. Dennoch dürfte die Überraschung Haason Reddick sein. Gedtrafted wurde er 2017 als athletischer aber eben auch sehr unerfahrener Linebacker 2017. Die Erwartungen erfüllte er in seiner ursprünglichen Rolle nie. In Ermangelung an Passrushern stellten ihn die Coaches als Edge Defender auf. Zwölf Sacks und sechs freigeschlagene Bälle standen für Reddick, dessen Vertrag in Arizona ausläuft, am Ende zu Buche.
Verlierer: Kliff Kingsbury
Auf dem Platz ist es am ehesten Patrick Peterson. 2019 deutete sich schon an, dass der einst so dominante Cornerback nicht mehr die Qualität der früheren Tage hat. Doch dürften die Fragezeichen an der Seitenlinie noch größer sein. Kliff Kingsbury, während des Drafts noch Gewinner des Preises: Home Office des Jahres, wirkte von Woche zu Woche mehr angeschossen. Zu unflexibel galt seine Offense und außerhalb von Murray und Hopkins fehlen dort weitere Unterschied-Spieler. 2021 braucht es hier Verbesserung.

Gewinner: Calvin Ridley
Nachdem er schon in seinen ersten beiden Jahren sein Potenzial oft aufblitzen ließ, gelang ihm 2020 der komplette Durchbruch. Durch den Ausfall von Julio Jones wurde das ehemalige Alabama-Prospect zur klaren Nummer Eins in der Receiver-Gruppe der Falcons. Damit bewies er, dass er nicht die Präsenz von Jones benötigt, um selbst produktiv zu sein. Für seinen bald anstehenden neuen Vertrag dürfte Ridley in der vergangenen Saison viele gute Argumente gesammelt haben.
Falcons Looser: Dante Fowler jr.
Er verdiente sich in der Saison 2019 durch das beste Jahr seiner Karriere einen lukrativen Vertrag bei den Falcons. Mit nur drei Sacks in der abgelaufenen Saison wurde er aber den Erwartungen nicht annähernd gerecht. Seine 30 Pressures waren die wenigsten in einer Saison seiner Karriere und weniger als halb so viele wie 2019. In der kommenden Saison wird er stark unter Druck stehen. Eine erneut enttäuschende Saison würde wohl sein Aus in Atlanta bedeuten.

Gewinner: Brian Burns & WR-Corps
#5 nach PPF-Grade im Pass-Rush. #13 overall unter den EDGE-Defendern: Burns beweist, warum er der 16th overall Pick des 2019er Drafts wurde und welchen Unterschied er auch in der NFL machen kann. WR-Corps: DJ Moore (1215 Yards), Robby Anderson (1111 Yards) & Curtis Samuel (1051 Yards) haben alle über 1000 Yards from Scrimmage erreicht. Auch wenn es nur zu 5 Siegen gereicht hat, ist die Aussicht für diese Offense unter OC Brady sehr positiv.
Verlierer: Kawann Short
Ich hatte Short als Flaggschiff der Defense und ein wenig der Franchise erkoren, der die jungen Spieler um sich führen und als Mentor fungieren sollte. Short verletzte sich erneut und verpasste wie 2019 beinahe die gesamte Saison (nur 5 Spiele in den letzten beiden Jahren). Zach Kerr spielte neben 2020-First-Round-Pick Derrick Brown eine sehr gute Saison und Short hat den zweitteuersten Vertrag der Panthers. Mit 32 Jahren ist er plötzlich vielleicht doch eher ein Cut-Kandidat, als ein Flaggschiff.

Gewinner: Dak Prescott
Dass ein Spieler, der sich früh im Saisonverlauf schwer verletzte, als Gewinner der Saison angesehen werden kann, sagt viel über das Jahr der Dallas Cowboys aus. Die Auftritte der Offense nach der Verletzung von Dak Prescott zeigten deutlich den Wert des Spielmachers auf. Mehr denn je ist klar: Die Dallas Cowboys sind auf Prescott absolut angewiesen. Ihn ziehen zu lassen darf für die Texaner keine Option sein.
Verlier: Ezekiel Elliott
Während diese Saison der Wert von Dak Prescott bestätigt wurde, passierte bei Ezekiel Elliott das Gegenteil. Deutlicher als je zuvor zeigte sich, dass der teure Running Back kaum etwas zum Erfolg der Cowboys-Offense beiträgt. Seine Rolle wurde unter dem neuen Head Coach Mike McCarthy stark reduziert. So hatte Elliott nur zwei Läufe mehr als in der Saison 2017, in welcher er sechs Spiele gesperrt verpasste. Gäbe es einen praktikablen Weg aus seinem Vertrag heraus, würde Dallas ihn wohl gerne gehen.

Gewinner: Jaire Alexander
Am Lake Michigan erwuchs eine Insel. Wer vor 4 Jahren gesagt hätte, einer der besten Cornerbacks der Liga würde demnächst in Wisconsin spielen, den hätte man verlacht. Alexander machte einen großen Sprung nach vorne vom oberem Durchschnitt in die Elite seiner Zunft. Keinen CB bewertete PFF höher, er ist Second-Team-All-Pro, hat gar zwei Interceptions von Brady in den Playoffs abgefangen. Dazu steht er in fast allen Statistiken auf einer Stufe mit Spielern wie Ramsey oder Howard und könnte demnächst vorzeitig ein ähnliches Salär einstreichen.
Verlierer: Kevin King
King wäre auch ohne den Meltdown gegen die Bucs hier aufgetaucht. Der ehemalige Second Round Pick, der auch die letzten Jahre nicht unumstritten war, spielte diese Saison um seinen ersten Veteran-Contract. Dabei war er aber die klare Schwachstelle in einer Secondary, die sonst einen großen Schritt nach vorne gemacht hat. King ließ 8,6 Yards pro Target zu – fast 4 Yards mehr als sein Konterpart Jaire Alexander. Sein PFF-Overall-Grade: 55,7. Ein neuer Vertrag wäre eine Überraschung. Wie und ob es in der Liga weitergeht ist vollkommen offen.

Gewinner: Justin Jefferson
Dass First Round Picks die Erwartungen aller Anhänger und Experten übertreffen, ist ziemlich selten. Schließlich haben besonders Fans oft unrealistisch hohe Ansprüche an die Erstrundenpicks ihrer Teams. Bei Justin Jefferson hat aber wohl selbst der kühnste Optimist nicht mit einer derartigen Saison gerechnet. Seit seinem ersten Start am dritten Spieltag war der ehemalige LSU-Receiver die klare Nummer Eins im Passspiel der Vikings und spielte auf einem Niveau mit den besten Wide Receivern der NFL.
Vierlierer: Anthony Harris
Nach seinem steilen Aufstieg in den letzten beiden Saisons ging der ehemalige undrafted Free Agent unter dem Franchise Tag in die neue Saison. Allerdings konnte Anthony Harris nicht an die Leistungen der vergangenen Jahre anknüpfen. Dies könnte ihn in der Free Agency viel Geld kosten. Eine Vertragsverlängerung bei den Vikings erscheint extrem unwahrscheinlich.

Gewinner: Michael Onwenu
Wie oft passiert es, dass ein Sechstrundenpick in der Offensive Line als Rookie startet? Michael Onwenu schaffte nicht nur das, er spielte auch auf mehreren Positionen und das mit großem Erfolg. Über 600 Snaps als Right Tackle, aber auch über 100 Snaps auf beiden Guard Spots – der Rookie bestach durch starkes Runblocking, ließ aber auch nur 14 Pressures zu und verursachte nur eine Flagge. Steal!
Verlierer: Stephon Gilmore
Die Patriots-Defense verlor vor der Saison unzählige Spieler durch Covid-Opt-Outs, immerhin Stephon Gilmore blieb ihnen erhalten, richtig? Nun ja, schon. Jedoch war er weit entfernt von den Leistungen, die ihn 2019 zum DPOY machten. Die Interception im Auftaktspiel gegen Miami blieb seine einzige – übers Jahr gesehen schaffte er kaum einmal die abstürzende Pats-Defense zu stabilisieren.

Gewinner: Quinnen Williams
Der „Sophomore” Defensive Tackle hat sich nach Kritik im Rookiejahr ordentlich gemausert und in seiner zweiten NFL-Saison 7 Sacks, 10 TFL und 14 QB Hits in 13 Partien aufgelegt (Quelle: Pro Football Reference). In vielen Spielen zeigte er sich als destruktives Element an der Line of Scrimmage und auch Pro Football Focus honorierte seine Leistungen mit dem 13t-besten Grade aller Interior Linemen.
Verlierer: Sam Darnold
Auch im dritten Jahr konnte der ehemalige USC-Quarterback nicht ansatzweise überzeugen. Mit Ex-HC Adam Gase und einem zu Beginn der Saison arg dezimierten Receiving Corps wurde es Darnold sicherlich nicht einfach gemacht. Aber auch darüber hinaus konnte er keineswegs in irgendeiner Form unter Beweis stellen, dass er in dieser Liga eine halbwegs gute Zukunft vor sich hat. Stand jetzt steht nicht fest, ob er in 2021 der Starter bei den Jets ist.

Gewinner: Jordan Mailata & Nate Herbig
Vor dieser Saison hatte Mailata in zwei Jahren keinen Snap gesehen, bei Herbig waren es 2019 ganze 12 Stück. Beide O-Liner konnten die extremen Verletzungsprobleme eindrucksvoll nutzen um auf sich aufmerksam zu machen. Wenn die Line wackelte, was sie öfters tat, dann waren es oft die alten Recken, bei denen der Block nicht saß. Beide bisherigen Nobodies erledigten ihren Job. Vor allem Herbig ließ Zahlen sprechen. 2020 erlaubte er nur zwei Quarterback Pressures, keinen einzigen Sack. Mit Blick auf eine alte Line und einen anstehenden Rebuild haben sich beide als potentielle Starter für die kommende Saison empfohlen. Honorable Mention: Alex Singleton, die neue Tacklemaschine aus der CFL.
Verlierer: Doug Pederson
Auch Carson Wentz könnte hier stehen, aber letztlich hat Pederson den Machtkampf und damit den Job verloren. Es kommt nicht oft vor, dass ein Head Coach so schnell nach einem Super Bowl-Triumph abgesägt wird, zumal er eine der prägenden Personen dieses Erfolgs war. Aber bei den Eagles war seit dem ein wenig der Wurm drin. Auch wenn Pederson hier bei weitem keine Alleinschuld trifft, hat er Fehler gemacht. Unglückliche Entscheidungen in Personalfragen (Offensive Coordinator), dazu wirkte er in vielen Fällen mutlos. Es fehlte der Geist von “You want Philly Philly?“

Gewinner: Jason Verrett
Das letzte Mal, dass der 49ers Cornerback 13 oder mehr Spiele bestreiten konnte, war im Jahre 2015 (!). Hochtalentiert, aber quasi dauerverletzt – allein ein Jahr regelmäßiger Spielzeit hätte Verrett vermutlich zum Comeback Player des Jahres gemacht. Er spielte aber nicht nur, er spielte stark! Top-10 CB nach PFF und das als de-facto-#1-Covermensch ohne Richard Sherman.
Verlierer: Jimmy Garoppolo
Ist es seine eigene Schuld oder eine Verkettung unglücklicher Umstände, dass Garoppolo sich in dieser Kategorie wiederfindet? Der 29-jährige spielte anderthalb Spiele, bevor er sich den Knöchel verdrehte. Nach kurzer Pause kam er klar angeschlagen zurück und wurde recht schnell wieder auf IR gesetzt. Das Ende vom Lied: sein Status als Starting Quarterback ist alles andere als unangefochten und die 49ers scheinen zumindest offen für andere Kandidaten zu sein.

Gewinner: D.J. Reed
Ich schwanke zwischen DK Metcalf und D.J. Reed, entscheide mich im Duell der zwei Teilzeit-Stars der Saison 2020 (von Metcalf war in der zweiten Saisonhälfte wie von Seattles gesamtem Passspiel nicht mehr viel zu sehen) für den Verteidiger. Als Reed Anfang August bei den San Francisco 49ers mit Injury Designation entlassen wurde, glaubte kaum jemand, dass er 2020 noch einen Snap sehen würde. Die Seahawks aber schlugen zu – und Reed debütierte in Week 8 mit einem Pick gegen sein Ex-Team. Er war in der zu diesem Zeitpunkt noch wackligen Verteidigung einer der wenigen Lichtblicke und beendete die Saison als bester Cornerback der Seahawks. Ehrenvolle Erwähnung: K.J. Wright, der vor der Runde einer der heißesten Cut-Kandidaten war – und dann im zarten Alter von 31 Jahren die mindestens zweitbeste Saison seiner Karriere spielte.
Verlierer: Brian Schottenheimer & Russell Wilson
Brian Schottenheimer und Russell Wilson setzten alles auf eine Karte – und merkten spätestens zur Saisonmitte, dass sie keinen Backup-Plan hatten. So furios die Seahawks-Offensive in die Spielzeit startete, so desaströs beendete sie sie. Das, was der Offensive Coordinator an Anpassungen lieferte, um gegen zwei tiefe Safetys und versteckte Deckungsformationen zu bestehen, konnte sein Quarterback nicht umsetzen. Cheftrainer Carroll zog erst seine Spieler nicht zur Rechenschaft, pfuschte dann dazwischen und fand nach dem dritten desolaten Playoff-Aus in Serie ein Bauernopfer.

Gewinner: Ron Rivera & Alex Smith
Es ist bei Washington sowohl auf Sieger- wie auch auf Verliererseite zu klar, als dass hier andere Namen stehen können. Alex Smith stand wieder auf dem Platz, führte das Football Team in die Playoffs. Ron Rivera übernahm einen Scherbenhaufen und brachte diesen trotz einer Krebserkrankung in die Postseason. Den Krebs hat er nebenbei auch noch besiegt.
Verlierer: Dwayne Haskins
Er hatte zu Beginn als auch zum Ende der Saison die Chance Franchise Quarterback zu werden. Der Trainer, der ihn wohl nicht wollte war weg, Rivera gab ihm die Chance. Haskins überzeugte nicht, wurde gebencht. Nachdem er in der Depth-Chart bis auf Platz drei der Quarterbacks rutschte, ging er ohne Maske feiern (nicht sein erstes Vergehen wohl gemerkt), ließ sich dabei fotografieren. Nach einer Strafe startete er zwar in Woche 16 gegen die Panthers, wurde aber wieder ausgewechselt und am nächsten Tag entlassen. Statt einem Playoff-Spiel als Starter – nach der Verletzung von Alex Smith nicht unwahrscheinlich – war der First Round Pick nach dem zweiten Jahr arbeitslos. Einen solchen Absturz beobachtet man selten. Die etwa 10 Millionen Dollar, die er aus Washington bekommen hat und ein prove-it Deal in Pittsburgh sollten ihn darüber hinweg trösten.