Georgia Bulldogs: Preview 2020

Georgia war in den letzten Jahren immer nah dran, scheiterte aber dann doch - und oftmals dramatisch. Gelingt nun endlich der große Wurf?

0
378
5
(8)
Lesezeit: 11 Minuten

Die jüngere Geschichte von Georgia ist eine Geschichte starker Teams mit herzzerreißenden Niederlagen in den entscheidenden Momenten. Lange gehörte das Gründungsmitglied der SEC nicht zu den ganz großen oder erfolgreichen Programmen. Einen National Title konnte man 1942 verbuchen, doch danach waren in der SEC meist andere Programme tonangebend. Dies änderte sich mit dem legendären Head Coach Vince Dooley, der fast ein Vierteljahrhundert (von 1964 bis 1988) die Geschicke der Bulldogs leitete. Unter ihm gewann man insgesamt sechs SEC-Championships und 1980 den zweiten – und bislang letzten – National Title, seinerzeit mit dem sensationellen Freshman-RB Herschel Walker.

Nach dem letzten SEC-Titel 1982 bewegten sich die Bulldogs meist im oberen Mittelfeld, allerdings ohne öfter ganz oben anzuklopfen. Nach der 1992 erfolgten Aufteilung in Divisionen gab es in der SEC East lange kein Vorbeikommen an insbesondere Florida und Tennessee.  Ein kleiner Aufwärtstrend konnte Anfang der 2000er Jahre unter Head Coach Mark Richt verzeichnet werden. 2002 holte man mit Georgias Highschool-Legende David Greene auf Quarterback nach 20 Jahren Abstinenz mal wieder einen SEC-Titel und verpasste das BCS Championship Game aufgrund einer Saisonniederlage (gegen Erzrivale Florida) denkbar knapp. 2005 gewann man erneut die SEC.

Herzzerreißende Niederlagen

Doch das wirkliche Drama beginnt in den 2010er Jahren. Hier stellten die Bulldogs mehrere hochkarätige Teams, doch scheiterten sie wiederholt – und einige Male tragisch – an Alabama. 2012 erreichte man unter HC Richt an #3 gerankt das SEC Championship Game gegen die an #1 gerankten Crimson Tide. Der Sieger würde ins BCS Championship Game einziehen. In einem dramatischen Spiel bot man dem großen Favoriten Paroli. Gerade die Offense um QB Aaron Murray und RB Todd Gurley brachte die Tide Defense gehörig ins Schwitzen. Georgia führte bis spät ins vierte Viertel. Selbst nach Alabamas Touchdown zur 32-28 Führung bekam man noch eine letzte Chance und bewegte den Ball bis innerhalb die 10-Yard-Linie der Tide. Doch dann verzichtete Murray unerklärlicherweise erst auf den Spike und komplettierte dann einen kurzen Pass ins Feld, wodurch die Zeit auslief. Heartbreak #1. Ein unglaubliches Spiel, das ich allen nur ans Herz legen kann, die seinerzeit noch kein College Football verfolgt haben. Hier eine längere Zusammenfassung:

Nur einen Schritt entfernt

2016 ersetzten die Bulldogs Richt durch den neuen Head Coach Kirby Smart, zuvor langjähriger Defensive Coordinator von Alabama unter Nick Saban. Sollte nun endlich der große Wurf gelingen? Smart kam schnell in die Erfolgsspur und machte aus den Bulldogs eines der am besten rekrutierenden Teams des Landes. Bereits in seiner zweiten Saison schien es endlich so weit zu sein: Mit true Freshman QB Jake Fromm erreichte man das SEC Championship Game und besiegte dort Auburn, das eine Woche vorher den Riesen Alabama aus dem Weg geräumt hatte. War nun endlich die Zeit der Bulldogs gekommen? Leider nicht. Nach einem dramatischen Overtime-Sieg im Playoff-Halbfinale gegen Oklahoma traf man im National Championship Game auf – richtig, Alabama. Die Tide hatte sich gerade so den vierten und letzten Playoffplatz ergattert und war dann auch ins Finals eingezogen. Georgia dominierte die erste Halbzeit und führte 13-0 – doch dann nahm Saban den Quarterback-Wechsel von Jalen Hurts auf Tua Tagovailoa vor. Der true Freshman brachte Alabama zurück und sorgte mit seinem legendären Touchdown-Pass in Overtime bei 2nd and 26 für die Entscheidung. Heartbreak #2.

Smart Football?

Ein Jahr später gewannen die Bulldogs mit nur einer Saisonniederlage erneut die SEC East und trafen im SEC Championship Game mal wieder auf Alabama. Der Sieger würde sich für die Playoffs qualifizieren. Georgia führte mit 28-14 im dritten Viertel. Sollte der Drachen Alabama endlich erlegt werden können? Nope. Dieses Mal war es Jalen Hurts, der Tua wegen Verletzung ersetzte und für das Comeback sorgte. Im Gedächtnis geblieben ist vor allem Smarts üble Entscheidung, spät im vierten Viertel bei Gleichstand und 4th and 11 (!) einen Punt Fake mit seinem damaligen Backup-QB Justin Fields (heute Ohio State) zu callen. Niemand fiel darauf hinein, und Alabama gelang wenig später der entscheidende Touchdown. Heartbreak #3.

In der vergangenen Saison erreichten die Bulldogs zum dritten Mal in Serie das SEC Championship Game. Dieses Mal gab es kein weiteres Drama: Gegen Joe Burrow und seine sensationelle Offense hatte man nicht den Hauch einer Chance.

Auf kaum ein Team im College Football passte der Ausspruch “Always a bridesmaid, never a bride” in den letzten Jahren so gut wie auf Georgia. Gelingt nun endlich einmal der große Befreiungsschlag?

Georgia Offense

In den vergangenen Jahren galt meist die Offense als Sündenbock dafür, dass es nicht zum ganz großen Sprung reichte. Die Defense spielte meist auf allerhöchstem Niveau, doch der Angriff bekam – zumindest gefühlt – nie so ganz sein Potenzial auf dem Feld abgerufen. Gerade Quarterback Fromm musste einige Kritik einstecken. Zwar konnte sich Fromm in der Tat nach seiner vielversprechenden Freshman-Saison nicht wie gewünscht weiterentwickeln. Allerdings bekam er von den offensiven Schemes auch viel zu wenig Unterstützung. Georgia agierte viel mit Iso-Routes, bei denen sich die Receiver im direkten Duell gegen die Cornerbacks durchsetzen müssen. Routenkombinationen, die Receiver gegen verschiedene Coverages frei-schemen, waren seltener zu beobachten.

2019 ersetzte Smart seinen OC Jim Chaney durch James Coley, eine interne Lösung. Besser wurde es dadurch nicht, ganz im Gegenteil: Die Bulldogs-Offense erreichte nach SP+ Rang 32, nach erzielten Punkten sogar nur Rang 50. Dabei hat die fehlende Tiefe auf Receiver sicherlich eine Rolle gespielt. Dennoch hätte mit Fromm, der vielleicht besten O-Lines des Landes und einem Top-Runner wie D’Andre Swift definitiv mehr drin sein müssen.

Nun hat Smart erneut reagiert und frischen Wind von außen gebracht. Todd Monken wird sich von nun an verantwortlich für die Offense zeichnen. Monken ist eine spannende Wahl: Er war als Offensive Coordinator von Oklahoma State für eine der besten Air Raid-Offenses verantwortlich, sammelte in den letzten Jahren in derselben Funktion bei den Tampa Bay Buccaneers und Cleveland Browns Erfahrungen in der NFL und mit stärker an Pro Football angelehnten Offensivkonzepten. Ihm wird zugetraut, den Angriff der Bulldogs endlich aggressiver und explosiver zu machen. Man darf auf jeden Fall sehr gespannt auf seine Philosophie sein.

Abgänge

Allerdings muss Georgia in der Offense doch so einige Schlüsselspieler ersetzen. Das Backfield wird sich komplett neu aufstellen müssen, da QB Fromm (5th round Pick der Bills), RB Swift (2nd round Pick der Lions) und dessen zuverlässiger Backup Brian Herrien (UDFA der Browns) nun weg sind. Besonders hat es allerdings die exzellente O-Line getroffen: Mit LT Andrew Thomas (1st round Pick der Giants), RT Isaiah Wilson (1st round Pick der Titans), OG Solomon Kindley (4th round Pick der Dolphins) und OG Cade Mays (Transfer zu Tennessee) müssen gleich vier Starter ersetzt werden. Im Passing Game fehlen WR Lawrence Cager (UDFA der Jets) und die beiden TE Charlie Woerner (6th round Pick der 49ers) und Eli Wolf (UDFA der Ravens). Es ist also viel zu tun.

Das Hickhack um die Quarterbacks

Wer wird nun Fromm auf der wichtigsten Position beerben? Zunächst sah alles nach Jamie Newman aus, der nach der Saison von Wake Forest nach Georgia transferierte. Newman halte ich persönlich für einen extrem spannenden dual-threat Quarterback, der der Offense eine ganz neue Dimension gegeben hätte. Newman entschied sich allerdings kürzlich für einen Opt Out und den Sprung in die Draft.

Es ist durchaus denkbar, dass seine Entscheidung mit einem zweiten Transfer-Quarterback zusammenhängt, den sich die Bulldogs etwas überraschend sichern konnten. Die Rede ist von JT Daniels, dem vormaligen Starter von USC. Daniels riss sich 2019 im ersten Spiel das Kreuzband und musste von der Seitenlinie den kometenhaften Aufstieg von seinem Ersatz Kedon Slovis bewundern. Daniels bekam die Erlaubnis, bereits diese Saison für Georgia auflaufen zu können. In seiner letzten Saison hatte er mit Graham Harrell einen Vertreter der Air Raid als Offensive Coordinator, so dass er an einige Passkonzepte schon gewöhnt sein könnte. Weiterer Pluspunkt: sein feinster Schnäuzer, mit dem er sich auf der Homepage der Bulldogs präsentiert.

Daniels ist ein Pro-Style Quarterback viel Potenzial: guter Arm, vernünftige Entscheidungen und ein hohes Spielverständnis.

Unerwartete Konkurrenz

Doch scheint nicht sicher zu sein, dass Daniels nun auch auflaufen wird. Zum einen liegt das daran, dass er noch immer an den Nachwirkungen des Kreuzbandrisses laboriert. Zum anderen hat ein anderer Quarterback im Trainingscamp Ansprüche angemeldet: Redshirt Freshman D’Wan Mathis. Der hat eine beinahe tragische Geschichte hinter sich. Im vergangenen Frühjahr klagte er über schwere Kopfschmerzen. Bei einer Untersuchung im Krankenhaus wurde eine Zyste sowie Flüssigkeit um das Gehirn herum entdeckt. Eine Notoperation rettete ihm das Leben.

Mathis brachte sich im Anschluss sensationell schnell wieder in die körperliche Verfassung, Football spielen zu können. Nun könnte er der Starter im Auftaktspiel sein – oder zumindest einige Snaps sehen. Mathis hat enorme Size (angegeben mit 6‘6), ist sehr mobil und hat einen starken Arm. Vielleicht die Sorte Playmaker, die die Bulldogs so dringend benötigen?

Offensive Line

Ja, es müssen absolute Stars in der O-Line ersetzt werden. Aber nein, so richtig große Sorgen mache ich mir (noch) nicht. Smart gelang ein Coup, als er den frisch entlassenen Ole Miss-Head Coach Matt Luke, einen ausgewiesenen O-Line-Experten, als Position Coach gewinnen konnte. Davon sollte die Truppe auf jeden Fall profitieren.

Und es ist beileibe nicht so, dass kein Talent vorhanden wäre. Hier macht sich nun insbesondere das herausragende Recruiting von Georgia bezahlt. Mit C Trey Hill und dem letztjährigen part-time Starter C/OG Ben Cleveland verfügt man über zwei exzellente interior Liner. Außen wird wohl Jamaree Salyer eine Chance bekommen, der mir vor einigen Jahren als OG-Recruit richtig gut gefiel, mittlerweile aber auf Tackle umgeschult wurde. Die Left Tackle-Position wird voraussichtlich der riesige redshirt Freshman Xavier Truss bemannen.

Also: Es gibt durchaus Fragezeichen, dennoch bin ich vorsichtig optimistisch.

Skillplayer

Im vergangenen Jahr war die Receiver-Position nach gleich vier Abgängen ziemlich unerfahren und dünn besetzt. Nun haben einige junge Spieler etwas Erfahrung hinzugewinnen können, doch die Tiefe bleibt ein Problem.

WR George Pickens hat meiner Ansicht nach allerdings das Potenzial zum Superstar. Er spielte – von einer unschönen Prügelei gegen Georgia Techs CB Swilling abgesehen, die ihm die erste Hälfte des SEC Championship Games kostete – eine exzellente Freshman-Saison (49 Catches, 727 Yards, 8 TDs). Pickens hat starke Hände, gute Size, ist ein explosiver vertikaler Receiver und ist auch schon in einigen Nuancen relativ weit (etwa im Release gegen Press, in der Körperpositionierung bei contested Catches).

Über Pickens wird auch deswegen einiges laufen müssen, da sich der andere junge talentierte WR Dominick Blaylock innerhalb von wenigen Monaten zum zweiten Mal dasselbe Kreuzband gerissen hat. Er wird für die Saison ausfallen. Hier braucht es also dringend weitere Waffen. Vielleicht kann der bisher unter den Erwartungen gebliebene ehelmalige Cal-Transfer Demetris Robertson endlich einmal sein Potenzial abrufen? Oder drängt sich einer der true Freshmen auf? Marcus Rosemy-Jacksaint soll im Camp nicht nur mit seinem Namen aufgefallen sein. Weitere Verletzungen darf sich diese Unit unter keinen Umständen erlauben.

Bei den Tight Ends sieht es ähnlich unklar aus. Florida State-Transfer Tre’ McKitty würde vom Namen her sicher besser zu Kentucky oder den zahllosen Tiger-Teams passen. Vielleicht sieht auch die hünenhafte Mismatch-Waffe, true Freshman Darnell Washington, bereits mehr als ein paar Redzone-Targets.

Die Running Back-Akademie

Weniger Sorgen muss sich Monken dagegen um die Running Back-Position machen. Seit geraumer Zeit produziert Georgia hier regelmäßig NFL-Talent (in den 2010er Jahren unter anderem Todd Gurley, Nick Chubb, Sony Michel und eben Swift). Mit dem ehemaligen Top-Recruit Zamir White, der nach zwei Kreuzbandrissen nun im Vollbesitz seiner Kräfte ist, hat man einen sehr talentierten Starter. Starker one cut and go-Runner, der Swifts Rolle im Running übernehmen wird. James Cook (Bruder von Dalvin Cook) ist der Receiving Back. Dahinter scharrt schon der nächste hohe Recruit Kendall Milton, ein kraftvoller und zugleich vielseitiger Back, mit den Hufen.

Insgesamt ist das Talent der Bulldogs Offense als hoch einzustufen. Allerdings gibt es vom völlig veränderten System des neuen OC Monken über den Quarterback und die neuformierte O-Line bis zum Receiving Corps ein paar Fragezeichen. Diese müssen schnell beantwortet werden. Auburn, Alabama und Florida warten in den ersten sechs Wochen. Einspielen wird also nur begrenzt möglich sein.

Georgia Defense

Seit Kirby Smarts Amtsantritt hat er die Defense der Bulldogs konstant verbessert und zu einer der besten des Landes entwickelt. Als langjähriger Assistent von Saban lässt er im Prinzip dieselben Schemes spielen wie Alabama (die ich hier ausführlicher beschrieben habe). Sprich: Eine Base 3-4 Defense, die in Nickel-Situationen zur 3-3-5 wird. Eine kräftige two-gappende D-Line, die die O-Liner von der zweiten Ebene abhalten soll. Pressure kommt meist von den Outside Linebackern. Im Backfield werden vorzugsweise Cover-1 und Cover-3-Konzepte gespielt, letzteres ebenfalls in der Rip/Liz-Variante, die zwei Overhang-Defender (den Strong Safety und den STAR) mit multiplen Verantwortlichkeiten vorsieht.

In den letzten Saisons ist mir zudem aufgefallen, dass er mehr als Saban auf die Tite-Front, also enger zusammenstehende D-Liner setzt, womit insbesondere das Inside Zone-Running erheblich erschwert wird. Die interior O-liner werden so vom Pulling abgehalten. Zudem kontrolliert die Defense die für Inside Zone so wichtigen B-Gaps zwischen Guards und Tackles und lenkt die Läufe nach außen – wo bereits die besseren Athleten warten. In der Coverage stehen die Cornerbacks bei Smart gefühlt noch etwas mehr in Press als bei Saban (allerdings auch öfter mit Bail Technique nach dem Snap).

In der vergangenen Saison stellten die Bulldogs sowohl nach SP+ als auch nach zugelassenen Punkten die beste Defense des Landes – und das, obwohl die Probleme im Passrush immer noch nicht vollumfänglich überwunden waren. Die Big Plays in der Passverteidigung waren ebenfalls nicht besonders zahlreich (insgesamt nur 7 Interceptions). Die Basis des Erfolgs lag in einer enorm disziplinierten Defense, die sicher tacklete und kaum einmal einen Abstimmungsfehler machte. Im SEC Championship Game gegen LSU und Burrow zeigte sich dann aber doch, dass ein wenig mehr Druck auf den Quarterback gegen herausragende Offenses schon von Vorteil wäre – obwohl das in diesem konkreten Fall am Ergebnis wohl nichts geändert hätte.

Abgänge Defense

In der statistisch besten Defense des Landes werden bestimmt eine ganze Menge Spieler in die NFL abgewandert sein, oder? Zur großen Überraschung: Nee. Nur ein einziger Spieler wurde überhaupt gedraftet, und das mit dem letzten Pick als “Mr. Irrelevant” von den Giants: ILB Tae Crowder. Ansonsten fehlen noch Top-S J.R. Reed, der überraschend undraftet ging (UDFA der Jaguars), und DT Tyler Clark (UDFA der Bengals). Alle anderen kehrten nach Athens zurück. Das ist für eine solche Top-Unit extrem selten und lässt auf einiges hoffen.

Schlüsselspieler Defense

Die 3er D-Line fällt in den Spielen oftmals nicht wahnsinnig groß auf, da sie weniger die Big Plays erzielt als vielmehr vorbereitet. Dennoch ist diese Truppe stark besetzt, allen voran mit dem monströs gebauten NT Jordan Davis, der für seine Masse überraschend agil auf den Beinen ist. Ein sehr unterschätzter Spieler für das Funktionieren dieser Defense. 5-tech DE Malik Herring bringt dazu jede Menge Erfahrung mit. Die Depth ist hier ausreichend für eine basale Rotation.

Inside Linebacker Monty Rice entschied sich etwas überraschend nicht für einen Sprung in die Draft. Rice ist kein auffälliger Star wie sein Vorgänger Roquan Smith, dennoch ein athletischer Linebacker mit gutem Spielverständnis, der vielleicht nichts wirklich herausragend macht, aber auch keine gravierenden Schwächen hat und oft in der richtigen Position fürs Play ist. Ersatz für Crowder wird der extrem athletische letztjährige 5-star Recruit Nakobe Dean sein – möglicherweise sogar ein Upgrade?

Die entscheidende Frage lautet jedoch: Wie weit hat sich der Passrush entwickelt? Im Verlauf der letzten Saison krallten sich die beiden Freshmen Azeez Ojulari und der #1 Recruit des Landes, Nolan Smith, die neuralgischen Starterposten auf Outside Linebacker. Beide zeigten starke Ansätze (insbesondere Ojulari überraschte mich), doch da muss noch mehr kommen, damit Georgia dieses Problem endlich einmal zu den Akten legen kann.

Die beste Secondary des Landes?

Die Secondary ist erneut der Garant der Bulldogs-Verteidigung. Hier habe ich nun die Gelegenheit, einen meiner absoluten Mancrushes vorzustellen. Ich liebe S Richard LeCounte, der meiner Ansicht nach mit Reed 2019 eines der besten Safety-Tandems überhaupt stellte. LeCounte ist leicht undersized und möglicherweise nicht der absolute Topathlet. Er besticht durch einen wirklich exzellenten Football-IQ und Spielzugerkennung und befindet sich daher regelmäßig an der richtigen Stelle fürs Big Play. Letzte Saison gelangen ihm vier der sieben Interceptions des Teams. LeCounte kann Centerfield oder nahe der Box spielen. Hat sich dort im Tackling deutlich verbessert. Es mag höher eingeschätzte Safety-Prospects für die Draft geben, aber ich schätze sein Spiel enorm. Auch er entschied sich überraschend gegen den vorzeitigen Sprung in die NFL.

Bester Spieler der Secondary dürfte allerdings CB Tyson Campbell sein: langer Corner mit überraschender Beweglichkeit und genügend Geschwindigkeit, um tiefe Pässe in Man (oder C3) zu verteidigen. Stark im Run Support. Er verpasste 2019 verletzungsbedingt einige Spiele. Fit ist er einer der Top-Cornerbacks des Landes und ein heißer Draft Prospect.

Der Rest der Starter gehört ebenfalls absolut ins obere Regal. CB Eric Stokes ist ein zweiter langer Press-Corner mit variablen Coverage-Techniken, der ebenfalls zu den besten Passverteidigern der SEC gehört. Unter all diesen Stars ist der Mann für die Position STAR, Mark Webb, ziemlich unterschätzt. Und dann wartet da ja noch 5-star Mega-Recruit CB Kelee Ringo, der von seinen körperlichen Vorrausetzungen eigentlich alles mitbringt, um der nächste Superstar der Bulldogs zu werden. Kaum ein Team dürfte eine so tiefe und hochkarätige Cornerback-Unit haben wie Georgia.

Insgesamt sind die Erwartungen an diese Verteidigung riesig, und das zurecht: kaum relevante Abgänge, enorme Erfahrung, fantastische Depth und einer der besten Defense-Coaches im College Football. Sitzt diese Saison auch noch der Passrush, sprechen wir hier erneut von einer Top 5-Defense. Mindestens.

Fazit

Viele Fragezeichen in der Offense und eine fantastische Defense – was ergibt das in der Addition? Aufgrund der Unwägbarkeiten ist Georgia vielleicht nicht mehr der haushohe Favorit in der (schwächer eingeschätzten) SEC East wie in den vergangenen Saisons. Gerade Florida mit einer eingespielteren Offense könnte den Bulldogs gefährlich werden. Dazu ist das knackige Auftaktprogramm mit gleich fünf in der Preseason gerankten Teams in den ersten sechs Wochen nicht zu unterschätzen – darunter eben Auburn, Alabama und Florida. Als großer Fan starker Verteidigungen setze ich vorerst dennoch auf Georgia als Sieger der SEC East und damit Teilnehmer des Championship Games. Vielleicht gelingt es ja auch irgendwann einmal, den Alabama-Komplex zu überwinden.

Schreibe eine Antwort

Scheibe deinen Kommentar
Sag uns deinen Namen